Israel plant Großoffensive
Von David Siegmund-Schultze
Die israelische Armee hat am Sonntag mindestens 70 Palästinenser im Gazastreifen getötet, das berichtet die lokale Zivilschutzbehörde. Zehn Menschen sollen demnach durch einen Bombenabwurf auf eine Verteilstelle für Wasser im Flüchtlingslager Nuseirat getötet worden sein. Am Sonnabend tötete die Armee mindestens 110 Menschen – darunter 34 Personen, die bei einer Verteilstelle der durch Israel eingesetzten Gaza Humanitarian Foundation in Rafah an Lebensmittel gelangen wollten. Das berichtete Al-Dschasira unter Berufung auf Ärzte vor Ort. Ende Juni veröffentlichte Haaretz eine Recherche, laut der mehrere Soldaten bestätigten, dass die Armee seit Ende Mai fast täglich Massaker an Zivilisten in der Nähe der GHF-Verteilstellen verübt.
Während die indirekten Gespräche zwischen der Hamas und Israel über eine 60tägige Waffenruhe im katarischen Doha weiter stocken, berichtete der israelische Sender Channel 12 am Sonnabend, dass sich die Regierung von Benjamin Netanjahu auf deren Scheitern einstelle und eine erneute Eskalation des Krieges vorbereite. Der Fokus der Offensive liege demnach auf der »Umsiedlung« der Bevölkerung der Enklave in eine »humanitäre Stadt«, die auf den Ruinen der Stadt Rafah errichtet werden soll. Wie Verteidigungsminister Israel Katz am vergangenen Montag ankündigte, soll in dem Lager die gesamte Bevölkerung Gazas »angesiedelt« werden, um ihre »freiwillige Ausreise« in Drittländer zu ermöglichen. Am Sonnabend hat die Armee verstärkt Beit Hanoun im Norden Gazas bombardiert – in Vorbereitung der »entscheidenden Phase« der Großoffensive, so Channel 12.
Die Gespräche in Doha werden dennoch fortgeführt. Laut palästinensischen Quellen und den Vermittlern aus Katar und Ägypten zeige Israel keine Bereitschaft, auf die Forderungen nach der Rückgabe der Kontrolle über die Hilfsgüterverteilung an die UNO und Garantien für einen permanenten Waffenstillstand einzugehen. Statt dessen hätten die israelischen Verhandler am Mittwoch die neue Forderung eingebracht, dass ihre militärische Besetzung weiter Teile des Küstenstreifens, inklusive Rafahs, anerkannt wird.
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