Nazikriegskoloss
Von Susann Witt-Stahl
Der »Asow«-Killerkrake wachsen neue Arme. Mit der nach dem ersten Führer der Organisation Ukrainischer Nationalisten (OUN) benannten Konowalez-Militärschule und der kürzlich eingeweihten Unteroffiziersschule unterhält sie eigene Militärakademien. Mittlerweile hat sie aber auch einige Start-Up-Unternehmen hervorgebracht.
»Killhouse Academy« – so heißt die kommerzielle FPV-Drohnenflugschule, die ihre 3. Separate Sturmbrigade in der ukrainischen Armee 2024 in Kiew eröffnet hat und in der auch Zivilisten ausgebildet werden. »Den Feind mit Technologie zu zerstören ist jetzt ein Nationalsport«, heißt es in der Werbung. »Sie haben sogar Drohnen, die Panzer angreifen können«, vermeldet der deutsche CNN-Reporter Frederik Pleitgen euphorisch in einem Video, das in der Übungshalle aufgenommen wurde und sich auf dem »Killhouse«-Instagram-Kanal findet. Rund 30 Prozent der mittlerweile einige tausend frisch ausgebildeten Operatoren sollen nach dem neuntägigen Lehrgang in den Krieg ziehen, die anderen auf einen späteren Fronteinsatz vorbereitet sein. Ende Juni wurde die »Akademie« um eine »Schule für Operatoren von Bodenrobotersystemen« erweitert, mit »eigenem Trainingsgelände, einer Flotte von Kampfrobotern und einem Simulationsraum«.
Jüngst hat »Asow« mit »AB3 Tech« ein Unternehmen für die Entwicklung von Militärtechnologie gegründet. Es bietet an, Waffen unter realen Schlachtfeldbedingungen zu testen. Solche Firmen ermöglichen dem Nazikriegskoloss auch eine intensivere Vernetzung mit dem militärisch-industriellen Komplex der USA, Deutschlands und anderer NATO-Länder.
Diese ist laut Recherchen des US-amerikanischen Publizisten Moss Robeson bereits weit fortgeschritten: Vertreter der 3. »Asow«-Armeebrigade nahmen an einem die Münchner »Sicherheitskonferenz« begleitenden »Hackathon« des European Defense Tech Hub teil. Mit dem in Kiew ansässigen »Snake Island Institute«, das von Wladislaw Sobolewskij, einem Vizekommandeur von »AB3« und Führer der »Asow«-Partei »Nationales Korps«, geleitet wird, gibt es seit Frühling 2025 auch eine Denkfabrik, die sich nach eigenen Angaben »der Stärkung der strategischen Partnerschaft zwischen der Ukraine und den Vereinigten Staaten widmet«.
Austausch zwischen »Asow«-Militärs und den US-Streitkräften findet zunehmend häufig statt. Der BBC-Journalist Leonid Ragozin berichtet, dass Dmitro Kuchartschuk, Kommandeur des 2. »AB3«-Bataillons, sogar an »Arbeitstreffen« im US-Verteidigungsministerium teilnahm (wie Robeson dokumentiert, unterhält dieser in Tscherkassi ein Gym, auf dessen Hallenboden sich wie in Heinrich Himmlers Wewelsburg eine riesige »Schwarze Sonne« findet). Wiederholt wurden »Asow«-Delegationen von Senatoren und Abgeordneten des Repräsentantenhauses im Kapitol in Washington, D. C., und in US-Denkfabriken empfangen, die dem Pentagon nahestehen. Das Emblem des Hauptquartiers der »Asow«-Brigade in der Nationalgarde, Kernverband von deren 1. Korps, ziert bereits das etwas modifizierte Windrosensymbol der NATO.
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