Gastfreundschaft
Von René Lau
In diesen Tagen genießen wir den Sommer. Es gibt nichts Schöneres, als draußen zu sein, in den Urlaub zu fahren oder einfach bei einem kühlen Blonden im Biergarten zu sitzen. In diesen Tagen fehlt eigentlich nichts. Der Fan vermisst dennoch etwas: den rollenden Ball auf dem grünen Rasen. Aber trotz Sommerpause gibt es hier und da schon noch die Möglichkeit, den Herzensverein zu sehen. Wenn nicht zum Testkick auf einem heimischen Nebenplatz, dann eventuell im Trainingslager in fremden Gefilden. Manch Fan opfert dafür sogar seinen Urlaub. Dies um so mehr, wenn der eigene Verein in der nächsten Saison nicht international spielt und der sommerliche Testkick im Ausland zum heimlichen Europapokal wird. Das dachten sich auch die Fans des traditionsreichen Vereins Leeds United. Die Whites haben nämlich bereits im vergangenen Jahr ihr Trainingslager in Deutschland aufgeschlagen. Seinerzeit baten die Polizei und die Behörden die Vereinsfunktionäre darum, auf mitreisende Fans zu verzichten. Grund sollte eine vermeintliche Überlastung im Zusammenhang mit der Europameisterschaft sein. Da Leeds aber gute Erfahrungen in hiesigen Gefilden gemacht hatte, sollte es auch dieses Jahr wieder ein Trainingslager hierzulande sein. Erstaunlicherweise dürfen aber auch dieses Jahr keine englischen Fans mit ihrer Mannschaft reisen. Eine detaillierte Begründung gab es weder von der deutschen Polizei noch von den zuständigen Behörden. Besonders erstaunlich ist dann auch gleich noch das Verbot von Videostreams und Live Updates von den Testspielen.
Erst im vergangenen Jahr hörten wir wieder zur Europameisterschaft das große Lied der Politik vom ach so gastfreundlichen Deutschland. Offensichtlich gilt dies allerdings vornehmlich für Politiker. Geht es aber um die tägliche Basisarbeit und um die Betreuung ausländischer Vereine in deutscher Provinz, gilt es offensichtlich weniger. Welches Großereignis gibt es denn dieses Jahr, dass man keine Kapazitäten hat, die englischen Fans zu betreuen? Dieses behördliche Vorgehen ist ein Armutszeugnis. Man stelle sich den Aufschrei hierzulande vor, Fans aus Aue dürften nicht am 5. Juli nach Glenavon oder die Hertha-Anhänger nicht am 25. Juli nach Motherwell.
Aber die Fans von Leeds können sich trösten. Denn es gibt noch Länder in Europa, in denen sie willkommen sind. So in Stockholm zum Testspiel gegen Manchester United oder in Dublin zum Spiel gegen den AC Milan.
»Sport frei!« vom Fananwalt.
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