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Aus: Ausgabe vom 04.07.2025, Seite 8 / Abgeschrieben

Verlage in der Türkei solidarisieren sich mit Satiremagazin Leman

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Gegen Meinungsfreiheit, fürs Kalifat: Islamisten demonstrieren trotz Versammlungsverbot in Istanbul gegen Leman (1.7.2025)

Mehrere Dutzend Verlage in der Türkei haben sich am Mittwoch mit dem Satiremagazin Leman solidarisiert. Nach der falschen Unterstellung, auch von Regierungsmitgliedern, das Magazin habe eine Karikatur des Propheten Mohammed veröffentlicht, waren Mitarbeiter von Leman festgenommen und die Redaktion in Istanbul von der Polizei besetzt worden. Im Anschluss kam es zu Ausschreitungen von Islamisten.

Als Verleger verfolgen wir mit Sorge die Versuche, Druck, Zensur und Einschüchterung gegen Leman, eines der traditionsreichsten Satiremagazine der Türkei, auszuüben. Diese Intervention richtet sich nicht nur gegen ein Publikationsorgan, sondern direkt gegen das Recht der Gesellschaft auf Kritik und freie Meinungsäußerung.

Einem in Leman veröffentlichten Cartoon wurden Bedeutungen unterstellt, die der Zeichner nicht beabsichtigt hatte, und auf der Grundlage dieser Verunglimpfung wurde eine organisierte Lynchkampagne gestartet. Die Festnahme und Verhaftung von Mitarbeitern des Magazins fördert in der provokativen Atmosphäre geradezu offene Angriffe.

Als Pressemitarbeiter, Verleger, Künstler und Leser dieses Landes lehnen wir diese Intervention entschieden ab. Wir verurteilen aufs Schärfste die Haltung der Regierung, die die Angreifer auf der Straße ermutigt.

Sich für Leman einzusetzen bedeutet, sich für freie Meinungsäußerung, eine unabhängige Presse und das Ideal einer demokratischen Türkei einzusetzen. Wir sind gegen diese Entwicklung.

Wir werden uns gegen alle Verbote, die die Meinungsfreiheit einschränken, gegen politische Eingriffe in das Verlagswesen und gegen den systematischen Druck auf die Presse wehren.

Unabhängiges Verlagswesen schweigt nicht, Journalismus beugt sich nicht!

Die Bildungsgewerkschaft GEW Bayern kritisierte am Mittwoch auf ihrer Website ein »Kinderferienprogramm« der Bundeswehr in einer bayerischen Grundschule:

Für einen Unkostenbeitrag von zwölf Euro gibt es in der Marktgemeinde Kellmünz an der Iller im August ein zweitägiges »Kinderferienprogramm mit der Bundeswehr!«. Angeboten wird es vom Rathaus Kellmünz in Kooperation mit der »Gefechtsstandstaffel Multinationales Kommando Operative Führung« für Kinder im Alter von sechs bis zwölf Jahren.

Aus dem NATO-Kommando der Bundeswehr in Ulm, deren Gefechtsstandstaffel das Freizeitangebot mit dem Rathaus Kellmünz anbietet, werden Auslandseinsätze, wie z. B. in Litauen oder Norwegen koordiniert. Das »Multinationale Kommando Operative Führung« dient der Absicherung von Übungs- und Kriegseinsätzen mit bis zu 60.000 NATO-Soldat*innen aus verschiedenen Ländern unter dem Kommando der Bundeswehr. »Ich halte ein Ferienprogramm mit der Bundeswehr nicht für altersgemäß, und man könnte dahinter den Gedanken der Heranführung an die Bundeswehr im jungen Alter vermuten. Der Themenkomplex Bundeswehr ist in diesem Alter schwer pädagogisch vermittelbar. Ein unsachgemäßer Umgang kann hier zu Angst oder Verunsicherung führen und dem pädagogischen Anspruch nicht gerecht werden. Stattdessen braucht es pädagogisch wertvolle Betreuungsangebote für Kinder, die von qualifizierten Trägern der Jugendarbeit durchgeführt werden«, so Oliver Danner, Sozialpädagoge und Mitglied des Landesvorstands der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft Bayern. (…)

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