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Aus: Ausgabe vom 02.07.2025, Seite 15 / Antifaschismus
Gedenkbriefmarken

Drei Antifaschistinnen geehrt

Slowakei: Post gibt Sonderbriefmarke für Reicková, Špitzerová und Paulínyová heraus
Von Kai Böhne
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Denkmal für den slowakischen Aufstand in Bratislava (25.6.2007)

Als es sie noch gab, ehrten die sozialistischen Länder Osteuropas zahlreiche Kommunisten und antifaschistische Widerstandskämpfer, unter anderem mit besonderen Briefmarken. Mit dem Einzug des Kapitalismus endete auch diese Tradition – beinahe. Die Post der Slowakei hat nun eine Sonderbriefmarke herausgegeben, die gleich drei Frauen der antifaschistischen Widerstandsbewegung zeigt. Die Marke im Wert von 2,70 Euro zieren die Profildarstellungen von Chaviva Reicková (1914–1944), Dalma Špitzerová (1925–2021) und Marína Paulínyová (1897–1945), wie sie von links nach rechts blicken. Sie ist seit Mai erhältlich.

In einer Mitteilung der slowakischen Post betont der Historiker Lukáš Volentier, dass nicht nur Männer mit der Waffe in der Hand gegen die faschistische Besetzung ihres Landes gekämpft hatten. »Auch viele Frauen schlossen sich der antifaschistischen Widerstandsbewegung an«, ohne ihre Tatkraft und Entschlossenheit »hätte die Widerstandsbewegung kaum funktionieren können«. 1939 hatte sich die Slowakei auf deutschen Druck hin aus der Tschechoslowakei gelöst. Doch die proklamierte Souveränität war eine Illusion. Unter Führung des katholischen Priesters Jozef Tiso stand das Land bis kurz vor Ende des Zweiten Weltkriegs eng an der Seite von Nazideutschland. Die Tiso-Slowakei billigte die Deportation von 60.000 Jüdinnen und Juden.

Ende August 1944 begann schließlich in der Stadt Banská Bystrica der slowakische Nationalaufstand. Getragen wurde er von Teilen der slowakischen Armee sowie in- und ausländischen Freiwilligen. Die Widerstandsgruppen in unterschiedlichen Regionen waren untereinander wenig koordiniert. So wurden sie im Oktober 1944 von deutschen Truppen und ihren slowakischen Helfern niedergeschlagen. Die verbliebenen Aufständischen kämpften bis Kriegsende 1945 als Partisanenbewegung im Untergrund weiter. jW

Die junge Chaviva Reicková, erste von links auf der Marke, hatte sich der sozialistisch-zionistischen Jugendorganisation »Haschomer Hatzair« in der Region um Banská Bystrica angeschlossen. 1939 emigrierte sie mit ihrem Mann nach Palästina, wo sie in einem Kibbuz lebte. 1942 trat Reicková dem Palmach, einer paramilitärisch jüdischen Spezialeinheit, bei und ließ sich zur Funkerin und Fallschirmspringerin ausbilden, um in die Slowakei zurückzukehren. Mit einer Luftlandeeinheit sprang sie per Fallschirm über der Slowakei ab. Dort bildete sie eine Partisaneneinheit aus, mit der sie sich in die Berge zurückzog. Nach ihrer Gefangennahme wurden sie und ihre Mitkämpfer hingerichtet.

Auf der Marke in der Mitte abgebildet ist Dalma Špitzerová, geborene Holanová. Sie verbrachte ihre Kindheit in Liptovský Mikuláš. Nachdem im Frühjahr 1942 die Transporte in die Vernichtungslager begonnen hatten, verließ sie auf Drängen ihres Vaters allein die Slowakei und fuhr mit dem Zug nach Budapest. Als sie dort aufflog, wurde sie zwei Jahre im Lager Nováky interniert. Nach der Befreiung des Lagers schloss sie sich dem slowakischen Aufstand an und arbeitete in der Presseabteilung der Partisanenbewegung.

Marína Paulínyová, auf der Marke in Uniform gekleidet, wanderte als Kind mit ihrer Familie aus wirtschaftlichen Gründen in die USA aus. In der Zwischenkriegszeit lebte sie abwechselnd in der Tschechoslowakei und in den USA. Paulínyová arbeitete als Journalistin, Diplomatin und Krankenpflegerin. In Bratislava entging sie bei Ausbruch des Zweiten Weltkriegs nur knapp einer Verhaftung. Sie reiste nach London, wo die tschechoslowakische Exilregierung ihren Sitz hatte. In Großbritannien organisierte sie beim Roten Kreuz Hilfe für Kriegsgefangene in deutschen Lagern. Im Oktober 1945 starb sie bei einem Flugzeugabsturz.

Dem Hinweis eines KBM-Beschäftigten zufolge schlug der Betriebsrat im Klinikum Bremen-Mitte vor, dass künftig alle Bewerberinnen und Bewerber, die in der GeNo arbeiten möchten, ein qualifiziertes polizeiliches Führungszeugnis vorlegen sollten. Es könne nicht sein, kritisierte der anonym bleiben wollende Beschäftigte am Sonntag, dass dadurch künftig alle, die bei Gesundheit Nord arbeiten wollen, unter Generalverdacht gestellt würden.

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