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Aus: Ausgabe vom 30.06.2025, Seite 15 / Politisches Buch
Militarismus

Gekauft und bezahlt

Smedley Butlers Streitschrift gegen den Krieg in deutscher Übersetzung
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Praktisches Studium des US-Imperialismus: Smedley Butler, hier als Major der US-Marineinfanterie im Jahr 1912

Manchmal werden Generäle im Ruhestand zu Gegnern des Kriegshandwerks. Der in den USA bis heute bekannteste Fall ist Smedley Butler, der 1930 als Generalmajor der Marineinfanterie seinen Abschied genommen hatte. Der hochdekorierte Butler war jahrzehntelang an führender Stelle an militärischen Interventionen Washingtons in Latein- und Mittelamerika beteiligt: Mexiko, Nicaragua, Honduras, Haiti. Ein paar Jahre war er Polizeichef auf den Philippinen. Als Pensionär trat er über Nacht als Gegner des Krieges in Erscheinung.

Seine 1935 erschienene kleine Streitschrift »War is a Racket« ist nun unter dem Titel »Zur Hölle mit dem Krieg!« neu in deutscher Übersetzung – und mit einem Vorwort von Erich Vad – herausgegeben worden. Butlers wesentliche Beobachtung ist es, dass diejenigen, die Kriege auslösen und von ihnen profitieren, nicht diejenigen sind, die kämpfen und sterben oder, wie er unter dem Eindruck einer Besichtigung von 18 Veteranenkrankenhäusern schreibt, körperlich und seelisch »zerstört« werden. 21.000 neue Millionäre und Milliardäre habe der Erste Weltkrieg in den USA produziert, und Butler fragt: »Wie viele dieser Kriegsmillionäre trugen eigentlich ein Gewehr?« Dass die Kriege der USA im Interesse von reichen Leuten geführt werden, ist für Butler nach 30 Jahren Dienst in der Marineinfanterie geradezu selbstverständlich.

Diese Tatsache werde aber »in Reden über Patriotismus, Vaterlandsliebe und ›Wir müssen alle mit anpacken‹ verbrämt«, während die Gewinne »mit absoluter Sicherheit eingestrichen« werden. Butler benennt diese Profiteure. Zum Beispiel die Schuhfabrikanten, die »Uncle Sam 35 Millionen Paar genagelte Dienstschuhe« verkauften: »Es gab vier Millionen Soldaten. (…) Als der Krieg vorbei war, hatte Uncle Sam 25 Millionen Paar übrig. Gekauft und bezahlt.« Irgendwer schaffte es, 6.000 Kutschen für Offiziere an den Staat zu verkaufen: »Keine einzige davon wurde benutzt.« Das wirksamste Mittel gegen den Krieg, betont Butler, sei, dafür zu sorgen, dass »durch ihn keine Profite mehr erzielt werden können«. (jW)

Smedley D. Butler: Zur Hölle mit dem Krieg! Fiftyfifty, Köln 2025, 47 Seiten, 12 Euro

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