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Aus: Ausgabe vom 24.06.2025, Seite 11 / Feuilleton
Festivalsommer

Bis einer weint

Festivalzeit: Rein in die Jesuslatschen, auf nach Rudolstadt und zur Burg Herzberg
Von Thomas Behlert
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Schön bunt hier: Burg-Herzberg-Festival (2024)

Dem lieben Hippiegott sei Dank: Neben den Festivalriesen, bei denen sogar Drogeriemärkte ihre Zelte aufbauen dürfen, gibt es noch von der allgegenwärtigen Hyperkommerzialisierung halbwegs verschonte Veranstaltungen wie in Rudolstadt und bei der Burg Herzberg.

Folk, Roots und Weltmusik werden alljährlich in Rudolstadt gepflegt. Die Welt kommt nach Thüringen, würden PR-Nasen texten. Dieses Jahr vom 3. bis 6. Juli. Das Festival kann auf eine stolze Geschichte als Tanzfest der DDR zurückblicken, nun wird es noch wilder: herrlich kleine Hofkonzerte, Dancefloor-Partyworkshops, den Tanzwettbewerb »Thüringer Löwe« (inklusive »Kindertanz des Jahres«) und so weiter. Über 100 Künstler aus über 30 Ländern tummeln sich auf den Bühnen der musikalischen Weltstadt, spielen in den Straßen, im Heinepark und auf der Burg.

Besuchern der Rosa-Luxemburg-Konferenz bekannt ist der Musiker Ezé Wendtoin aus Burkina Faso, wohnhaft in Dresden, der in diesem Jahr den Deutschen Weltmusikpreis »Ruth« überreicht bekommt. Den Ehrenpreis fürs Lebenswerk erhält die Tanzmeisterin Sigrid Doberenz. Der Länderschwerpunkt liegt auf Mali, das mit Musik, Ausstellungen und einem Symposium gewürdigt wird. Dabei sind u. a. der Popstar Vieux Farka Touré, die Rapperin Ami Yerewolo, Bluesman Petit Goro und Kader Tarhanine. Empfehlenswert sind auch die Auftritte der argentinisch-spanischen Stars Che Sudaka, von den Folkies Liederjan, der Big Band of Boom mit einer gigantischen Swingexplosion sowie der US-Soulqueen Ledisi zusammen mit den Thüringer Symphonikern. Noch lassen sich Veranstaltungsflächen buchen, einfache Besucher können für zehn Euro pro Tag (ermäßigt fünf Euro) Eintrittskarten für die Innenstadt kaufen.

Keine drei Wochen später pilgern Blumenkinder ins osthessische Breitenbach zum Burg-Herzberg-Festival, einst als großes Stelldichein deutschsprachiger Liedermacher berühmt geworden. Über allem thront die namensgebende Burg. Die Veranstaltung steht diesmal unter dem Motto »Mountain full of Love« und findet vom 24. bis 27. Juli 2025 statt. Bereits einige Tage davor kann man mit den wildesten Wohnwagen, Campern und Autos auf die Wiese fahren und Zelte aufbauen. Auf dem Festgelände wird es erneut internationales Essen, Bier aus der Region, Hanfkleidung, selbstgemachten Schmuck und viele ökologisch einwandfreie Dinge zu erwerben geben.

Doch natürlich geht es vor allem um Musik. Krautige Klänge, Liedermachersongs, harter Rock, kosmische Rhythmen – alles dabei. Auf der großen Mainstage spielen Orange, DeWolff, Bröselmaschine, RPWL, Götz Widmann, Motorpsycho und Marley’s Ghost and Friends feat. Dellé. Auf der kleineren Freakstage-Bühne treten Bands auf, die den großen Ruhm noch vor sich haben, etwas versponnenere Musik präsentieren oder einfach näher am Publikum sein wollen. Die guten alten Birth Control haben ein neues Hard-Rock-Programm, das den Fanveteranen Freudentränen in die Augen treiben wird. Es gibt eine Mentalstage, im Lesezelt werden neue Bücher vorgestellt. Am Donnerstag liest jW-Autor Frank Schäfer aus seinen Metal Storys »Nötes of a Dirty Old Fan«. Schließlich gibt es den »Höllenschuppen« mit Elektro, Kraut- und Heavy Rock. Karten kosten zwischen 60 und 195 Euro (zuzüglich Vorverkaufsgebühren).

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  • Leserbrief von Onlineabonnent/in Erik F. aus Freiberg (23. Juni 2025 um 23:50 Uhr)
    Nur kurz, als Kommentar, Mali statt Bali ist der Länderschwerpunkt beim TFF ;-) LG Erik

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