Heulsuse des Tages: Bodo Ramelow
Von Hagen Bonn
Bodo Ramelow ist stinksauer. Da hatte er doch nach dem Verlust seines Arbeitsplatzes (Ministerpräsident von Thüringen) ausdrücklich gesagt: »Wir übergeben ein geordnetes Haus.« Aber auf dem kürzlich stattgefundenen Parteitag der Linkspartei in Thüringen beschließt man, »Fehler« der »rot-rot-grünen« Regierungszeit unter Ramelow aufzuarbeiten. Deswegen lässt er auf seiner Webseite nachfragen, ob er dabei sei, die Partei zu verlassen – oder ob seine Partei gerade ihn verlasse.
Keine Angst, Bodo, kann ich da nur rufen, das Motto des Parteitages hieß doch: »Niemals allein, immer gemeinsam!« Oder war das vor Ort nur auf den Toilettengang beschränkt? Aber Bodo wäre nicht der Ramelow, wenn er nicht noch blitzgescheit eine Glanzleistung der formalen Logik aus der Hüfte schießt: »Die Linke in Bewegung darf nicht zu einer Bewegungslinken werden, die sich selbst isoliert.« Kruzifix, machen Sie es nicht wie ich. Sie können den Satz auch zehnmal lesen, da kriegt man keinen Sinn rein. Und wieso nimmt er das nicht sportlich? Wenn er in den Seilen hängt, könnte er einfach mal schaukeln. Aber nein, lieber den Eingeschnappten spielen und das online auf umgerechnet fünfzehn A4-Seiten. Sieht mir ganz nach beleidigtem Hanswurst äh … Leberwurst aus.
Kürzlich tat er noch locker, als er einer Berliner Zeitung zuflüsterte: »Mielke würde sich wundern, was wir heute alles falsch machen.« Aha, Genosse Mielke würde sich wundern? Wieso sollte er das tun? Sein Apparat wusste mehr über die BRD als sonst wer. Und da Ramelow Gewerkschaftssekretär in Mittelhessen war, ist anzunehmen, dass Genosse Mielke auch alles über Bodo wusste. Außer dass er 2015 den »Politikaward«, Kategorie Aufsteiger des Jahres, gewinnen sollte. Zehn Jahre später, hüstel, ist das ja nun vorbei. Hoffentlich.
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Leserbrief von Onlineabonnent/in Steffen W. aus Berlin (20. Juni 2025 um 18:06 Uhr)Ich gebe dem Autor völlig Recht und sagst nur drastischer: Wenn wir ihn, den Bodo, nicht hätten, bräuchten wir ihn auch nicht.
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Leserbrief von Onlineabonnent/in Torsten Andreas S. aus Berlin (20. Juni 2025 um 16:01 Uhr)Die Sache mit dem Kindertag, den Bodo zum Feiertag erklären ließ, aber ganz weit weit weg vom Internationalen Kindertag – irgendwo in den Herbst verlegte: Das muss doch abgrundtiefer Hass sein, oder? Aufs eigene Wahlvolk, von dem niemals jemand an einem anderen als am 1. Juni Kindertag gefeiert hat. Seit 80 Jahren! Was lernen wir daraus? Bodo hatte Höhe? War Osten und Kinder mehr falsch orientiert? Erster Antrag für Thüringen: Der 1. Juni wird der Feiertag! Einhundert Prozent sind dafür!
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Leserbrief von Onlineabonnent/in Joachim S. aus Berlin (20. Juni 2025 um 14:47 Uhr)Wo auch immer die Möglichkeit winkt, ein wenig von der Teilhabe an der Macht zu profitieren, finden sich Leute wie Bodo Ramelow ein. Sie verstehen es, jegliche Art von Bewegung zu benutzen, um sie ihren persönlichen Zielen dienstbar zu machen. Die Linke war für Leute seines Schlages immer nur die Leiter, die man für den Aufstieg brauchte. Jetzt, da es nicht mehr höher hinaus geht, kann man diese Leiter bequem beiseite stellen. Die Linke hat sich von ihm entfernt, seit er es sich im Geäst der bürgerlichen Politik gemütlich gemacht hat. Nun singt er das bekannte Lied, das die Schmeißfliegen singen, bevor sie zu neuen Haufen aufbrechen. Das eigentliche Drama ist nicht Ramelow. Das Drama besteht darin, dass die Linke von solchen Leuten mühelos für ihre Zwecke gekapert und gefügig gemacht werden konnte und nun für die entscheidenden Kämpfe der Gegenwart fast vollständig ausfällt. Man hätte Opportunisten wie B.R. längst erkennen können. Wie aber soll das eine Partei leisten, die nicht mehr weiß, was und wie gefährlich Opportunismus ist? Und deshalb über mehrere Jahrzehnte völlig vergessen hat, dass und wie man ihn bekämpfen muss.
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Kontraste
vom 20.06.2025