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Aus: Ausgabe vom 18.06.2025, Seite 16 / Sport

Der Goldjunge Latin Lovers. Von André Dahlmeyer

Von André Dahlmeyer
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Kostet 63,2 Millionen Euro (brutto): Franco Mastantuono

Einen wunderschönen guten Morgen! Schon während der Nations League Finals ging es über alle TV-Kanäle: Argentiniens Fußballjuwel Franco Mastantuono wechselt zu Real Madrid. Champions-League-Gewinner Paris Saint-Germain, von dem ein offizielles Angebot vorlag, ging leer aus. Der Wechsel des 17jährigen bricht im Land des Weltmeisters alle Rekorde. 63,2 Millionen Euro (brutto) kostet die Merengues der Jungstar; seinem Nocharbeitgeber und Ausbilder, dem Club Atlético River Plate, bleiben davon 45 Millionen Euro (netto), die die Königlichen in drei Raten zu berappen haben: 20 Millionen gleich, jeweils 12,5 Millionen zum Juni 2026 und 2027. Der Rest versickert bei folgenden Institutionen: 11,8 Millionen erhält der spanische Fiskus, 1,4 Millionen die argentinische Spielergewerkschaft Futbolistas Agremiados, 0,9 Millionen der Strukturfonds der AFA , 3,6 Millionen reißt sich das Dekret 510/2023 unter den Nagel (quasi Ausfuhrzoll, der rechtsnationale Wirrkopf Javier Milei wird frohlocken) und 0,5 Millionen gehen für diverse Steuern drauf.

Die historische Barriere für Direktverkäufe auf dem argentinischen Markt lag zuletzt bei 25 Millionen Euro. Schuld daran, dass Mastantuono nun so teuer ist, ist der Extrainer der Riverplatenses, Martín Demichelis. Der hatte ihn bereits 2023 entdeckt. Demichelis kannte alle Kicker bis hinunter zur U17, da kickte Franco aber noch nicht. Doch die Vögelchen zwitscherten schon von ihm. Er schickte eine Person seines Vertrauens, Edgardo Sbrissa, los. Der war schwer beeindruckt. »Micho« fackelte nicht lange. Tags darauf, im Oktober, lud er ihn zum Training in der Ersten ein: »Ich war sofort hingerissen!« Ad hoc bequatschte er Rivers Präsident Jorge Brito: »Ich sagte ihm, dass er am Wochenende debütieren werde, dass sie umgehend die Ausstiegsklausel drastisch erhöhen müssten und dass er viel mehr wert sei als die 25 Millionen, die Manchester City für Claudio Echeverri blechte.« Der effektivste Transfer von River Plate war bis dahin 2022 der von Enzo Fernández gewesen. Benfica Lissabon berappte 18 Millionen Euro, doch vom Weiterverkauf zu Chelsea (121 Millionen Euro) erhielt der Millonario nach der Katar-WM noch mal satte 34,5 Millionen.

Real Madrid hatte extra seinen Chefscout Juni Calafat nach Buenos Aires beordert, den Mann für die trockenen Tücher. Er beobachtete den Argentinier schon länger. Franco unterschrieb einen Vertrag bis zum 30. Juni 2031. Einfliegen wird er am 14. August, dem Tag, an dem er volljährig wird. Für die Klub-WM gestattete die Casa Blanca dem Kicker noch die Teilnahme mit River Plate.

Franco Mastantuono wurde dort zwischen 2019 und 2024 ausgebildet. Für den Klub absolvierte er bislang 61 Spiele. Im Februar 2024 war er der jüngste Torschütze in der Geschichte des Millo, mit dem er die argentinische Supercopa gewann. Vorletzte Woche war er im WM-Qualifikationsspiel in Chile der jüngste Debütant der Albiceleste in einem Pflichtspiel überhaupt. Ende April lancierte er gegen die Boca Juniors einen Freistoß aus dreißig Metern in den Winkel und wurde zum jüngsten Torschützen Argentiniens im sogenannten Superclásico. Fußballfans kennen ihn spätestens seit der U17-WM Ende 2023 in Indonesien. Der Linksfuß kann vor allem als Rechtsaußen oder halbe Spitze eingesetzt werden, seine physische Entwicklung ist trotz seines geringen Alters über dem Durchschnitt. Bei Real Madrid soll eine Ausstiegsklausel von einer Milliarde Euro über ihn verhängt werden. Bei der Klub-WM debütierte er in Seattle gegen die Urawa Red Diamonds aus Saitama (Japan). Weitere Gegner sind Monterrey (Mexiko) und am 25. Juni Inter Mailand. Sein letztes Match für River Plate?

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