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10.06.2025, 21:03:06 / Kapital & Arbeit

Bahn: Reservierung für Familien wird deutlich teurer

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Schröpft jetzt die Familien: Die Deutsche Bahn

Berlin. Familien, die für eine Fahrt mit der Deutschen Bahn Sitzplätze reservieren wollen, müssen künftig deutlich tiefer in die Tasche greifen. Wie das bundeseigene Unternehmen auf seiner Homepage mitteilt, wird die Familienreservierung mit dem Fahrplanwechsel an diesem Sonntag abgeschafft. Von Verbänden, aber auch Parteien wurde die Ankündigung scharf kritisiert.

Künftig müssen alle Reisenden für eine Sitzplatzreservierung zahlen, also auch Kinder. Zusätzlich wird der Preis für eine Reservierung in der zweiten Klasse um 30 Cent teurer und liegt dann bei 5,50 Euro. In der ersten Klasse kostet der feste Platz dann 6,90 Euro statt 6,50 Euro. Konkret bedeutet das: Anstelle der 10,40 Euro für eine Familienreservierung bezahlt eine Familie mit zwei Kindern künftig 22 Euro. Für Hin- und Rückweg kommen 44 Euro zusammen.

Der ökologische Verkehrsclub VCD forderte die Bahn auf, die Familienreservierung zu erhalten. »Gerade Familien mit Kindern sind auf reservierte Sitzplätze angewiesen«, sagte die Bundesvorsitzende Kerstin Haarmann. »Auf sie kommt jetzt de facto eine erneute Preiserhöhung zu; nur ein halbes Jahr nach der letzten regulären Erhöhung im Dezember.« Sie rate der Bahn, »weniger auf kurzfristige Rabattaktionen zu setzen, und stattdessen das allgemeine Angebot erschwinglich zu halten«. Jörg Bruchertseifer vom Fahrgastverband Pro Bahn sagte: »Hier sind Politik und die Vertreter des Eigentümers gefordert, auch Familien mit Kindern umweltfreundliche Reisen mit der Bahn preislich attraktiver zu gestalten. Insbesondere bei Reisen mit Familie sind die Kosten gegenüber dem Auto ein wichtiges Entscheidungskriterium.«

Auch die Umweltorganisation Greenpeace zeigte sich empört. »Die Deutsche Bahn scheint Familien ins Auto treiben zu wollen«, sagte Verkehrsexpertin Lena Donat. »Wenn eine vierköpfige Familie allein für die Reservierung 44 Euro hinblättern muss, dann ist das mehr, als viele Autos auf 400 Kilometern an Sprit verbrauchen.« Der Wunsch, sich bequem und klimaschonend fortzubewegen, dürfe nicht zum Luxus werden. Die Vorstandsvorsitzende des Sozialverbands Deutschland, Michaela Engelmeier, betonte: »Jede zusätzliche Belastung trifft besonders Haushalte mit kleinen Einkommen und erschwert die Entscheidung für eine klimafreundliche Anreise mit der Bahn.«

Die Deutsche Bahn verweist unter anderem darauf, dass Kinder bis einschließlich 14 Jahre in Begleitung eines Erwachsenen kostenlos mit der Bahn fahren können. Fünf Prozent aller Fernreisenden hätten die Familienreservierung bisher gebucht. Bei 133,4 Millionen Reisenden im Fernverkehr der Deutschen Bahn im vergangenen Jahr wären das immerhin rund 6,7 Millionen Fahrgäste, die diese Option genutzt haben. (dpa/jW)

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