Nuklearanlagen im Visier
Von Ina Sembdner
Die USA und der Iran reden zwar noch, aber die Fronten sind wieder zunehmend verhärtet: US-Präsident Donald Trump verlangt die völlige Aufgabe der iranischen Urananreicherung, Teheran besteht auf Nutzung der Nukleartechnologie zu zivilen Zwecken. Auch zur nächsten und mittlerweile sechsten Gesprächsrunde in Omans Hauptstadt Muskat gibt es unterschiedliche Angaben: Trump geht von Donnerstag aus, Irans Außenministerium vermeldete Sonntag als geplanten Termin. Vom Parlament in Teheran wurde am Dienstag eine Erklärung veröffentlicht, in der von einer »strategischen Falle« der US-Regierung die Rede ist. »Die USA meinen es mit den Verhandlungen überhaupt nicht ernst.« Sie hätten die Gespräche auf die Durchsetzung ihrer Forderungen ausgerichtet, »die den unveräußerlichen Rechten der Iraner diametral entgegenstehen«.
Und im Hintergrund drängt Israel: 40 Minuten lang sprachen Premier Benjamin Netanjahu und der US-Präsident am Montag abend per Telefon. Dabei soll Netanjahu Trump aufgefordert haben, die Verhandlungen mit Teheran abzubrechen, wie Haaretz unter Berufung auf eine beteiligte Quelle berichtete. Der habe wiederum Netanjahu aufgefordert, von einem Militärschlag gegen den Iran abzusehen. Dafür werde es in naher Zukunft kein grünes Licht aus Washington geben. Im Anschluss berief Netanjahu eine Dringlichkeitssitzung mit hochrangigen Ministern und Militärs ein. Zuvor hatte Channel 12 davon berichtet, dass die logistischen Vorbereitungen des Militärs für einen möglichen Angriff auf die iranischen Atomanlagen in die Endphase eingetreten seien.
Dies kann auch als Reaktion auf iranische Aussagen verstanden werden, im Besitz von Informationen zu Israels »geheimen Atomanlagen« zu sein. Man habe »eine große Menge von strategischen und sensiblen Informationen und Dokumenten erhalten, die dem zionistischen Regime gehören«, hatten staatliche Medien am Sonnabend vermeldet. Der Nationale Sicherheitsrat drohte am Dienstag mit »massiver Vergeltung«, sollte Israel iranische Atomanlagen angreifen. Von einem solchen Angriff rät auch der Chef der Internationalen Atomenergiebehörde ab. In einem am Montag abend vom israelischen Sender i24 News ausgestrahlten Interview warnte Rafael Grossi: Ein solcher Schlag Israels würde den Iran dazu bringen, »zu einer Atomwaffe zu greifen oder den Vertrag über die Nichtverbreitung aufzugeben. Ich sage Ihnen das, weil sie es mir gesagt haben«.
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Leserbrief von Wilfried Schubert aus Güstrow (11. Juni 2025 um 12:17 Uhr)Geht es noch dummdreister? Israel macht seit geraumer Zeit eine kaum zu übertreffende Politik der Hetze und Verleumdung gegen den Iran, wegen dessen Atomprogramm. Damit stimmen sie, wider besseres Wissen, mit den USA, Deutschland und anderen NATO-Staaten überein. Bleibt zu fragen, warum Israel seine eigenen, mindestens 90 nuklearen Waffen verschweigt, obwohl es keinen derartigen Vertrag angehört?
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