Rosenkrieger des Tages: Trump und Musk
Von Daniel Bratanovic
Dieser Planet ist nicht groß genug für beide. Einer wird weichen durch die Hand des anderen. Die Welt schaut staunend zu. Doch wer staunt über die Welt? Denn was bitte schön ist ausgesagt über deren sittlichen Zustand – seien wir fair: über den sittlichen Zustand der einen Hemisphäre –, wenn das High Noon zweier stinkreicher Egomanen zur wichtigsten Nachricht des Tages, ach was, der ganzen Woche gerät?
Materialisten aller Länder könnten nun einwenden, dass dem Streit zwischen Elon Musk und Donald Trump mit bloßer Psychopathologie nicht beizukommen ist, dass nämlich, wo extremer Reichtum und größte politische Macht eine Verbindung eingehen, erhebliche gesellschaftliche Relevanz entsteht.
Was als Bromance und Buddy Show begann, endet im Rosenkrieg der Narzissten. Der libertäre Antietatismus, mit dem beide angetreten waren, stieß sich alsbald an der Realität. Der Präsident ließ sich einleuchten, dass Handlungsfähigkeit und Feuerkraft seines Staates nur vermöge weiterer Kreditaufnahme zu garantieren ist, während sein milliardenschwerer Berater aus ideologischer Überzeugung oder aus der Ahnung, dass fortgesetzte Staatsverschuldung irgendwann übel enden könnte, etwas dagegen hatte und den Bruch suchte.
Wahrscheinlicher aber ist, dass Musk sich beziehungsweise seine Unternehmen nicht angemessen mit Staatsaufträgen versehen sah – und dreht durch. Sein Vertrauter wird nicht NASA-Chef? Dann soll die NASA auch nicht seine Raumkapsel nutzen dürfen. Trump droht, Musk weitere Regierungsaufträge zu entziehen; Musk behauptet, Trumps Name tauche in den Justizdokumenten zum Fall Epstein auf. Da scheint nicht mehr viel zu kitten.
Man betrachte die Sache als Lehrstück: So wie er das Amt des Präsidenten innehat, repräsentiert der Kapitalist Trump ganz gegen seine Performance den ideellen Gesamtkapitalisten; Musk bleibt der Einzelkapitalist, und sei er der reichste der Welt.
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Leserbrief von Istvan Hidy aus Stuttgart (8. Juni 2025 um 11:15 Uhr)Machtfehde: Im 20. Jahrhundert verdrängten Bürokratien zunehmend die Macht Einzelner – heute erleben wir eine Umkehr: Persönlichkeiten wie Donald Trump und Elon Musk dominieren Politik und Wirtschaft durch Charisma und Anhängerschaft. Doch ihr Zweckbündnis ist zerbrochen – aus persönlichen Eitelkeiten und gegensätzlichen Interessen: Trump favorisiert Zölle und fossile Energie, Musk hingegen freie Märkte und E-Mobilität. Auch Trumps Anti-Einwanderungskurs widerspricht Musks Herkunft und globaler Ausrichtung. Der Streit eskalierte, weil keiner der beiden zur Mäßigung fähig ist – und weil ihre Umgebung ihnen nicht widerspricht. Während Musk von Investoren Rückhalt erfährt, birgt Trumps unkontrollierbares Temperament als Präsident weltweite Risiken. Unklar bleibt, ob Musk Trump weiter herausfordert oder sich unterordnet. Klar ist nur: Die Abhängigkeit ganzer Staaten von unberechenbaren Persönlichkeiten ist gefährlich – und ein düsteres Warnsignal.
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Leserbrief von Reinhard Hopp aus Berlin (7. Juni 2025 um 20:37 Uhr)Die moralische Verrottung dieses Ausmaßes wurde aber erst ermöglicht durch unzählige kleiner Möchte-Gern-Trumps und -Musks sowie zig Millionen von klandestinen Bewunderern dieser Megapsychopathen weltweit.
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Leserbrief von Rayan aus Unterschleißheim (7. Juni 2025 um 17:21 Uhr)»Rosenkrieg der Narzissten« *haha* Sehr nice. Es wirft sich eine Frage bei mir auf: Wie gesellschaftlich – oder besser: politökonomisch – relevant die Dynamik zweier Narzissten mit viel zu viel Macht sein kann, wenn sich diese in den unvermeidlichen Niedergang begeben? Erfahrungsgemäß gibt es ja durchaus Narzissten, die halbwegs objektiv betrachtet bzw. mindestens aus der subjektiven Sicht ihrer für ihr Selbstwertgefühl unbedingt notwendigen Bewunderer gute Dinge tun, vornehmlich Dinge, auf die gesunde Menschen keine Lust haben, die Narzissten aufgrund ihres Psychodrucks aber auf sich nehmen. Also i. d. R. alles, was mit größerer Öffentlichkeit zu tun hat. Durch ihren Psychodruck sind sie aber ja auch superleicht korrumpierbar, was auch regelmäßig passiert, sobald sie sogar eine nur geringe gesellschaftliche Relevanz erreichen: An ihrer (gefühlten) Wachstumsgrenze ihrer Bewunder:innen-Schar geben sie jeder Institution Interviews, erzählen jedem und jeder, was sie hören wollen und tun auch praktisch zu vorigem Verhalten konträre Sachen, solang ihnen mit der Aussicht erhöhter Reichweite nur eine Kamera vor den Nüschel gehalten, ihr Social-Media-Account von mehr und größeren verlinkt wird etc. pp. Dadurch verlieren sie dann aber ja am Ende. Die kleinen Narzissten ziehen sich dann zurück in ihre verkleinerte, aber dafür fundamentalere Bewunder:innen-Bubble, sodass sie die jetzt übergroße Ablehnung nicht mehr wahrnehmen müssen. Was aber, wenn das wie bei Trump und Musk nicht geht, weil die Ablehnung so groß wird, so mächtige Prozesse initiiert, dass sie nicht mehr ignorierbar wird? Mensch bedenke: Der eine sitzt am Waffenkarren, in dem u. a. tausende Atombomben liegen. Der andere kann sich so einen Karren basteln. Ich hoffe, bevor das ein manifestes Prob wird, landen sie beide in der geschlossenen Klapse. Die Pflegekräfte können ihnen ja ein paar rote Knöpfe aus Gummi ins Zimmer legen und den Feed der Überwachungs-Cams zurück auf einen dort angebrachten Display leiten …
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Leserbrief von Onlineabonnent/in Heinrich H. aus Stadum (6. Juni 2025 um 20:07 Uhr)Ich hatte gehofft, dass dieser Rosenkrieg wie der Film zu Ende geht. Kronleuchter soll es im Weißen Haus ja geben.
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vom 07.06.2025