Rosenkrieger des Tages: Trump und Musk
Von Daniel Bratanovic
Dieser Planet ist nicht groß genug für beide. Einer wird weichen durch die Hand des anderen. Die Welt schaut staunend zu. Doch wer staunt über die Welt? Denn was bitte schön ist ausgesagt über deren sittlichen Zustand – seien wir fair: über den sittlichen Zustand der einen Hemisphäre –, wenn das High Noon zweier stinkreicher Egomanen zur wichtigsten Nachricht des Tages, ach was, der ganzen Woche gerät?
Materialisten aller Länder könnten nun einwenden, dass dem Streit zwischen Elon Musk und Donald Trump mit bloßer Psychopathologie nicht beizukommen ist, dass nämlich, wo extremer Reichtum und größte politische Macht eine Verbindung eingehen, erhebliche gesellschaftliche Relevanz entsteht.
Was als Bromance und Buddy Show begann, endet im Rosenkrieg der Narzissten. Der libertäre Antietatismus, mit dem beide angetreten waren, stieß sich alsbald an der Realität. Der Präsident ließ sich einleuchten, dass Handlungsfähigkeit und Feuerkraft seines Staates nur vermöge weiterer Kreditaufnahme zu garantieren ist, während sein milliardenschwerer Berater aus ideologischer Überzeugung oder aus der Ahnung, dass fortgesetzte Staatsverschuldung irgendwann übel enden könnte, etwas dagegen hatte und den Bruch suchte.
Wahrscheinlicher aber ist, dass Musk sich beziehungsweise seine Unternehmen nicht angemessen mit Staatsaufträgen versehen sah – und dreht durch. Sein Vertrauter wird nicht NASA-Chef? Dann soll die NASA auch nicht seine Raumkapsel nutzen dürfen. Trump droht, Musk weitere Regierungsaufträge zu entziehen; Musk behauptet, Trumps Name tauche in den Justizdokumenten zum Fall Epstein auf. Da scheint nicht mehr viel zu kitten.
Man betrachte die Sache als Lehrstück: So wie er das Amt des Präsidenten innehat, repräsentiert der Kapitalist Trump ganz gegen seine Performance den ideellen Gesamtkapitalisten; Musk bleibt der Einzelkapitalist, und sei er der reichste der Welt.
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