Gegründet 1947 Donnerstag, 24. Juli 2025, Nr. 169
Die junge Welt wird von 3019 GenossInnen herausgegeben
Aus: Ausgabe vom 06.06.2025, Seite 15 / Feminismus
Sexualisierte Gewalt

Journalistinnen überführen Vergewaltiger

15 Jahre lang betäubte und vergewaltigte er seine Frau und stellte die Taten online
Von Carmela Negrete
Stern_Preis_2025_86012780.jpg
Für ihre Recherchen erhielten die beiden NDR-Journalistinnen den Stern-Preis (14.5.2025)

Es gibt sie noch – Journalisten, die ihre Arbeit ernst nehmen. Sie waren es, die dafür sorgten, dass ein Mann aus Niedersachsen, der über 15 Jahre hinweg seine Ehefrau betäubte und vergewaltigte, schließlich von der Polizei gefasst wurde. Er hatte seine Taten immer wieder gefilmt und die Videos auf Pornoseiten hochgeladen – darauf war die Frau klar zu erkennen. Eine Recherche der NDR-Sendung »Strg_F«, die am 28. Mai veröffentlicht wurde, zeigt, wie Journalistinnen sich seit 2020 undercover in Täterforen bewegten, sich als Vergewaltiger ausgaben und über Monate hinweg der Polizei Beweise übermittelten. Über 14 Millionen Aufrufe sollen die Videos der Frau generiert haben – über einen Zeitraum von 15 Jahren, in denen nichts unternommen wurde.

Obwohl die Journalistinnen der Polizei bereits früh Beweismaterial übermittelten und Hinweise gaben, passierte zunächst nichts – angeblich war der Täter »nicht auffindbar«. Nun prüft die Polizei Hamburg mögliche strafrechtliche oder disziplinarische Konsequenzen. Laut NDR-Pressemitteilung wurde das Bundeskriminalamt bereits im Juli 2023 über den Verdächtigen informiert. Die Polizei sollte den Fall weiterleiten und prüfen. Doch: »Erst über ein Jahr später – nachdem die Redaktion erneut auf den Nutzer hinwies – leitete die Hamburger Polizei Ermittlungen ein.« In dieser Zeit, so bestätigte nun die zuständige Staatsanwaltschaft in Niedersachsen, wurde die Frau »durchschnittlich alle zwei Wochen betäubt und vergewaltigt«.

Die Recherche deckte auch ein internationales Netzwerk auf – allerdings keines, das sich im Verborgenen hielt. Die Täter agierten offen, etwa über Plattformen wie »motherless.com«. Diese Webseite hat mittlerweile Videos gelöscht und Schlagwörter entfernt, über die sich die Täter vernetzt hatten – wie jW selbst überprüfen konnte. Die Enthüllungen zeigen auch Wirkung über die Landesgrenzen hinaus: Ein Schweizer sitzt mittlerweile in Untersuchungshaft. Der 60jährige Deutsche hingegen, gegen den ein Haftbefehl vorlag, starb inzwischen bei einem Unfall. Seine Ehefrau wusste jahrelang weder etwas von den Drogen, die er ihr verabreichte, noch von den Sexvideos. Auch sie kommt in der Dokumentation zu Wort.

75 für 75

Mit der Tageszeitung junge Welt täglich bestens mit marxistisch orientierter Lektüre ausgerüstet – für die Liegewiese im Stadtbad oder den Besuch im Eiscafé um die Ecke. Unser sommerliches Angebot für Sie: 75 Ausgaben der Tageszeitung junge Welt für 75 Euro.

 

links & bündig gegen rechte Bünde

Jetzt den kostenlosen jW-Newsletter abonnieren – täglich das Beste aus der Tageszeitung junge Welt, direkt in Ihr Postfach. Ihre E-Mail-Adresse wird natürlich niemals an Dritte weitergegeben.

Mehr aus: Feminismus