In letzter Minute
Von René Hamann
Das Wochenende im Alpenländle in aller Kürze: Der niederösterreichische Tischtennisheld Werner Schlager kann sich über zwei weitere Jahre Legendenstatus freuen. Noch immer ist er der letzte »weiße«, der letzte Europäer, der letzte Nicht-Chinese, der in seiner Sportart Weltmeister wurde. 2003 war das. Sofia Polcanova, moldauische Herkunft, aber seit sie 14 ist in Linz wohnhaft, stand kurz davor, ihm wenigstens in punkto Titel nachzufolgen. Allein, sie scheiterte im Doppel an der Seite der Rumänin Bernadette Szőcs. Es blieb bei Silber. Und bei den Herren blieb es bei einem chinesischen Weltmeister: Wang Chuqin.
Aber es gab noch andere wichtige Entscheidungen an diesem Wochenende. Die österreichische Fußballmeisterschaft sicherte sich quasi in letzter Minute Titelverteidiger Sturm Graz. Dem Außenseiter Wolfsberger AC, dieses Jahr immerhin Pokalsieger, fehlte am Ende nur ein einziges Tor. Im direkten Duell in Graz reichte es nur zu einem 1:1. Der WAC wurde damit am Ende nur Vierter – was zeigt, wie knapp die ganze Angelegenheit war. Die Austria aus Wien wurde Dritter, der Dosenklub aus Salzburg profitierte von dem Palawatsch und holte sich noch die Vizemeisterschaft.
Eishockey wurde auch gespielt. Die Ösis zeigen in dieser eisigen Sportart, die heutzutage nurmehr in Hallen stattfindet (okay, schon seit Jahrzehnten), fast Weltoffenheit. Zumindest gibt es keine Nationalliga mehr, sondern eine mit südtirolischen und venetischen, slowakischen, slowenischen und ungarischen Teams. Eine Superliga!
Der Hauptstadtklub heißt Vienna Capitals, was fast nichts damit zu tun hat, dass sich die Liga zuerst »Erste Bank Liga« nannte. Sympathisch: Unter den Teampartnern taucht auch »Tierarzt Oistric« aus dem dritten Wiener Bezirk auf. Tipp für Touristen: Sieht man Menschen in merkwürdigen rot-weißen Trikots an Straßenbahnhaltestellen herumstellen – es sind Eishockeyfans. Ja, die gibt es. Nicht nur in Berlin. Ligameister wird auch hier meist ein Dosenklub aus Salzburg. Doch die Nationalmannschaft profitiert on der Liga – Österreich schnitt bei der WM besser als Deutschland ab und scheiterte erst im Viertelfinale mit 0:6 an der Schweiz. An der Wiebitte? Ja, die Schweiz ist mittlerweile eine Eishockeynation. Sie wurden am Sonntag abend zum vierten Mal Vizeweltmeister. Fassungslosigkeit in Wien.
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