Rhabarberkompott
Von Maxi WunderAls Boulevardmedium interessiert sich die Coole Wampe mehr für das, was sich auf den Köpfen der Geschäftsführer der herrschenden Klasse abspielt, als für die Leere darin. Nach Klöckners Betontolle und Merzens Glatzenpuschel widmen wir uns heute einem etwas in die Jahre gekommenen Meisterstück des klassischen Friseurhandwerks, dem gefärbten Haar des reifen Mannes und dem Toupet. Außenminister Wadephuls Haartracht erinnert an derartigen Kopfschmuck, was gewisse Schlüsse zulässt.
Zur Historie des künstlichen Männerhaars: Schon im alten Ägypten wussten Pharaonen, dass Macht auch mit Haarfülle assoziiert wird. Ihre Perücken waren groß, pompös und wahrscheinlich genauso bequem wie ein Stahlschrank auf dem Schädel. Im 18. Jahrhundert trugen Männer von Rang in Europa turmhohe Puderperücken – nicht aus Eitelkeit, sondern aus Hygienegründen. Man fürchtete Läuse weniger, wenn man seine Haare durch falsche ersetzte, worin sich auch ein tiefes Misstrauen gegen das einfache Volk mitteilte, das sich derlei Kaprizen nicht leisten konnte.
Das moderne Toupet ist ein vergleichsweise stiller Kämpfer. Es taucht heimlich auf, meist nach dem 40. Lebensjahr, oft gleichzeitig mit der Midlife-crisis und einem plötzlichen Interesse an Motorrädern. Was sagt es über seine Träger aus?
Zunächst steht es für deren Hoffnung. Ein Toupet ist wie Photoshop fürs Haupt – eine Täuschung aus Nylon, die signalisiert: »Ich gebe nicht auf!« Ein trotziger Versuch, die Zeit zurückzudrehen – und das oft mit dem Mut eines Mannes, der glaubt, niemand merke etwas. Spoiler: Man merkt es.
Ein Toupet spricht Bände: »Ich bin noch im Spiel«, flüstert es bei Dates. »Ich bin Führungskraft«, behauptet es bei Bewerbungen. »Ich bin dein Sportwagen auf dem Kopf«. Kunsthaar ist ein Zeichen dafür, dass jemand zwar älter wird, aber sein Ego mit Vollgas in die Jugend zurückrast.
Heute, im Zeitalter der Glatzenemanzipation wirkt aufgehübschtes Männerhaar so nostalgisch wie ein moosgrünes Wählscheibentelefon auf der Flurgarderobe. Bei unserem neuen Außenminister dürfen wir uns auf eine Politik freuen, die mindestens so innovativ ist wie das Spießerinterieur. »Russland wird immer ein Feind für uns bleiben«, verriet er Ende letzten Jahres zwei russischen Komikern, die sich am Telefon als enge Mitarbeiter Selenskijs ausgaben. Von Johann Wadephul ist also nichts anderes zu erwarten als der übliche NATO-Mief. In Russland ist man frischer drauf und trinkt
Rhabarberkompott
1,5 Liter Wasser in einem großen Topf zum Kochen bringen. 500 g Rhabarberstücke hinzufügen (geschält, in Stücke geschnitten) und bei mittlerer Hitze ca. 10 bis 15 Minuten köcheln lassen, bis der Rhabarber weich ist. 150 bis 200 g Zucker (je nach Geschmack) und einen TL Vanillezucker oder ein kleines Stück Vanilleschote (optional) einrühren, gut umrühren. Eine Handvoll Erdbeeren oder Apfelstücke für zusätzlichen Geschmack in den letzten fünf Minuten mitköcheln lassen. Vom Herd nehmen und abkühlen lassen. Mit oder ohne Fruchtstücke In eine Karaffe oder Flasche abseihen. Eiswürfel rein und kalt servieren als Getränk. Auf die Völkerfreundschaft.
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