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Aus: Ausgabe vom 17.05.2025, Seite 8 / Abgeschrieben

Linkes Medienprojekt Red Media verkündet seine Schließung

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Das linke Medienprojekt Red Media hat am Freitag seine Schließung bekanntgegeben und dazu eine ausführliche Erklärung veröffentlicht, die jW hier in Auszügen dokumentiert:

Seit Monaten läuft eine koordinierte Kampagne gegen Red Media – angeführt von einem fragwürdigen Bündnis aus deutschen Medienhäusern, Journalist:innen, Gewerkschaftsfunktionär:innen und NGOs, von denen einige direkt vom deutschen oder israelischen Staat gegründet oder finanziert werden. (…)

In den vergangenen Wochen wurde Red Media unter anderem Folgendes vorgeworfen:

Wir hätten propalästinensische Proteste in Deutschland angestiftet.

Wir hätten die Besetzung der Humboldt-Universität in Berlin durch palästinensische Aktivist:innen »koordiniert«.

Wir würden »Terroristen eine Plattform bieten« – gemeint sind unsere Interviews mit relevanten politischen Akteuren im Nahen Osten.

Wir seien eine Fortsetzung des Medienprojekts Redfish.

Wir hätten angeblich eine Kampagne gegen einen Journalisten gestartet – einzig durch die sachliche Auflistung seines beruflichen Hintergrunds.

Diese Vorwürfe sind nicht nur konstruiert – sie sind Teil einer breiter angelegten Strategie: Kritische, dissidente Medien wie Red Media sollen diffamiert, kriminalisiert und letztlich zerschlagen werden. Unsere journalistische Arbeit wird systematisch verzerrt, unsere Positionen bewusst falsch dargestellt.

Was wir erleben, ist kein öffentlicher Diskurs, sondern orchestrierte Repression – legitimiert durch einen medial erzeugten Mythos der Bedrohung. Es ist ein Angriff auf unabhängigen Journalismus – und auf jede Stimme, die sich dem offiziellen Narrativ widersetzt. (…)

Angesichts zunehmender Repressionen und direkter Bedrohungen für die Sicherheit unseres Teams – einschließlich Lebensgefahr – kann Red Media, ein Projekt der in Istanbul ansässigen AFA Medya A.Ş., nicht länger operieren.

Die Sicherheit unserer Mitwirkenden, Unterstützer:innen und Follower kann nicht mehr gewährleistet werden. Dies ist keine freiwillige Entscheidung. Es ist das Ergebnis einer koordinierten Zerschlagung – angeführt von der deutschen Bundesregierung, unterstützt von der EU und ausgeführt von deutschen Medienhäusern, Gewerkschaften und Stiftungen. Diese Kampagne ist repressiv, rechtswidrig – und gefährlich.

Wie wir wiederholt gewarnt haben: Heute sind wir das Ziel. Morgen seid ihr es. Was wir derzeit erleben, ist die weltweite Normalisierung von Repression – bei der das Sprechen über einen Genozid kriminalisiert wird.

Red Media war nie die eigentliche Bedrohung. Bedrohlich war unsere Reichweite. In den ersten neun Monaten des Jahres 2024 verzeichneten wir über 483 Millionen Aufrufe. Was sie fürchten, ist eine wachsende, widerständige Stimme gegen Rassismus, Faschismus, Apartheid, Genozid und Imperialismus.

Wir sind stolz auf das, was wir aufgebaut haben – und stolz darauf, für das Aussprechen der Wahrheit zum Schweigen gebracht zu werden. Wir haben nicht weggesehen, als ein Genozid live übertragen wurde. Wir sind standhaft geblieben. Aber wir waren nie allein. All das war nur durch euch möglich – durch jene, die trotz staatlicher Gewalt und Repression täglich auf die Straße gehen, ihre Stimme erheben und den höchsten Preis zahlen. (…)

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