US-Hilfe für Hungernde verrottet
Von Michael Merz
Hungersnöte sind wieder auf dem Vormarsch. Nicht zu wissen, woher das täglich Brot kommt, mit diesem Problem sind derzeit laut Welternährungsprogramm 343 Millionen Menschen konfrontiert. Akut bedroht aufgrund unzureichender Versorgung sind 1,9 Millionen, die meisten davon in Gaza und Sudan. Die brutale Wahrheit: Ihnen könnte schnell geholfen werden, denn die rettenden Lebensmittel sind vorhanden. Allerdings verrotten Rationen für insgesamt 3,5 Millionen Menschen in vier US-Lagerhäusern in Dschibuti, Südafrika, Dubai und Houston. Das hat eine intensive Recherche der Nachrichtenagentur Reuters ergeben, die am Freitag veröffentlicht wurde.
US-Präsident Donald Trump hatte gleich nach Amtsantritt im Januar die US-Entwicklungshilfe, bis dahin mit 38 Prozent weltweit größter Geber, gestoppt. Betroffen sind auch die Lager des Bureau for Humanitarian Assistance (BHA) von USAID. Sie enthalten zwischen 60.000 und 66.000 Tonnen Lebensmittel von US-Landwirten und -Herstellern im Wert von mehr als 98 Millionen US-Dollar – energiereiche Kekse, Pflanzenöl und Getreideprodukte. Ihre Haltbarkeit soll im Juli auslaufen, sie müssten vernichtet oder an Tiere verfüttert werden. Mehr als eine Million Menschen könnten drei Monate lang damit ernährt werden – oder die gesamte Bevölkerung des von Israel zerstörten Gazastreifens für eineinhalb Monate, wie Reuters mitteilt.
Zwar gibt es seitens der Trump-Regierung Ausnahmegenehmigungen für einige humanitäre Programme, doch die Stornierung von Verträgen und das Einfrieren von Geldern für Lieferanten, Spediteure und Auftragnehmer hätten zur Folge, dass die Lebensmittel in den vier Lagern bleiben. Andere Hilfsorganisationen könnten die Rationen laut Reuters nicht übernehmen, die Genehmigung von Jeremy Lewin, einem früheren Mitarbeiter der von Multimilliardär Elon Musk geleiteten Behörde für Regierungseffizienz (DOGE), fehle. USAID plant zudem, fast alle Mitarbeiter in zwei Runden am 1. Juli und 2. September zu entlassen, während sich die Organisation selbst auf die Schließung vorbereitet.
links & bündig gegen rechte Bünde
Jetzt den kostenlosen jW-Newsletter abonnieren – täglich das Beste aus der Tageszeitung junge Welt, direkt in Ihr Postfach. Ihre E-Mail-Adresse wird natürlich niemals an Dritte weitergegeben.
Mehr aus: Kapital & Arbeit
-
Stillstand in La Paz
vom 17.05.2025 -
Sieben Jahre Pech
vom 17.05.2025 -
Klingbeils Militärkeynesianismus
vom 17.05.2025