Mehr als 80 Millionen Binnenvertriebene
Von Mawuena Martens
Man stelle sich vor, die gesamte Einwohnerschaft Deutschlands wäre im eigenen Land auf der Flucht. Eine fast unvorstellbar große Zahl, die leider Realität ist: Laut einem am Dienstag veröffentlichten Bericht der Organisation Internal Displacement Monitoring Centre (IDMC) und des Norwegischen Flüchtlingsrats (NRC) hat die Zahl der Binnenvertriebenen im Jahr 2024 mit weltweit 83,4 Millionen Menschen einen Höchstwert erreicht. Ende 2023 hatte die Zahl demnach noch bei 75,9 Millionen gelegen. Der Anstieg im Vergleich zum Vorjahr betrug rund zehn Prozent, innerhalb von sechs Jahren sind die Zahlen gar um 50 Prozent angestiegen. Diese rasante Zunahme sei beispiellos und wurde laut den NGOs vor allem durch die Kriege im Sudan, Gazastreifen und in der DR Kongo befeuert.
Der größte Teil der Binnenvertriebenen – 90 Prozent – ist laut Report durch Konflikte und Gewalt vertrieben worden. Allein im Sudan lebten dem Bericht zufolge 11,6 Millionen im eigenen Land Vertriebene. Das hat es bisher noch nicht gegeben. Neben Konflikten und Gewalt werden Naturkatastrophen demnach zunehmend zu einem Fluchtgrund. Der Bericht unterscheidet zwischen Vertriebenen und Vertreibungen, da viele Menschen auch mehrfach innerhalb eines Jahres zur Flucht gezwungen sind. Bei den Vertreibungen, machen Naturkatastrophen bereits rund zwei Drittel der Fluchtursachen aus. Zu buche geschlagen haben hier etwa die Hurrikane »Helene« und »Milton« in den USA.
Laut Alexandra Bilak, IDMC-Leiterin, sind von dem »Zusammentreffen von Konflikten, Armut und Klima« die Schwächsten am härtesten betroffen, wie AFP berichtete. Die Zahlen müssten »ein Weckruf für die weltweite Solidarität sein«, forderte der Leiter des NRC.
Der Mangel an Fortschritten bei der Eindämmung der weltweiten Binnenvertreibung sei »sowohl ein politisches Versagen als auch ein moralischer Makel für die Menschheit«, so Jan Egeland am Dienstag. Hinzu kommt: Die Gesamtzahl der Menschen, die weltweit auf der Flucht sind, ist noch viel größer und steigt ebenfalls an.
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