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Aus: Ausgabe vom 14.05.2025, Seite 1 / Titel
Kriegsprofiteure

Der Tod steht ihm gut

Der Rüstungsproduzent Rheinmetall gestaltet den allgemeinen Kriegskurs mit. Konzernchef Papperger reicht das noch lange nicht
Von David Maiwald
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Die ungeschminkte Wahrheit: Armin Pappergers Strategie ist ein Jahrzehnt zügelloser Aufrüstung

Rheinmetall profitiert kräftig vom Geschäft mit dem Tod. Die Unternehmensaktie habe in den vergangenen zehn Jahren »mit einer Steigerung von weit über 2.000 Prozent eine phänomenale Kursentwicklung vollzogen«, frohlockte Geschäftsführer Armin Papperger auf der Hauptversammlung des Düsseldorfer Rüstungskonzerns am Dienstag. Der für das vergangene Jahr erwartete Umsatz von zehn Milliarden Euro sei nur wegen »gewisser Verschiebungen« bei der Auslieferung »fertiger Waren im Umfang von 250 bis 300 Millionen Euro« nicht erreicht worden, beruhigte Papperger die zur digitalen Konferenz zugeschalteten Rentiers. Der operative Gewinn des Unternehmens wuchs 2024 demnach um 60 Prozent: Die Aktionäre könnten mit einer um 42 Prozent gesteigerten Dividende rechnen.

Und mit noch deutlich mehr. Rheinmetall gehe von einer »sicherheitspolitischen Dekade mit umfangreichen Investitionsprogrammen in den nächsten zehn bis 15 Jahren« aus. Die Bundeswehr und die europäischen NATO-Staaten müssten innerhalb der kommenden vier Jahre »in der Lage sein, einen möglichen russischen Angriff auf NATO-Territorium abzuwehren«, behauptete Papperger. Russland strebe an, seine Streitkräfte »in fünf bis acht Jahren« so weit auszubauen, »dass es NATO-Territorium angreifen kann«. Mit einem Potential zwischen 300 und 400 Milliarden Euro rechnet das Unternehmen bis 2030 und investierte fast acht Milliarden Euro seit Beginn des Kriegs in der Ukraine.

Mit Staatsaufträgen von mehr als sechs Milliarden Euro seit 2022 versteht sich Rheinmetall längst als »der führende Industriepartner« der BRD. Der allgemeine Kriegskurs ist für den Konzern mittlerweile derart einträglich, dass er die restliche zivile Produktion – hauptsächlich als Automobilzulieferer – nun vollständig aufgeben will. Hierzulande werde man ein »bedeutender Jobmotor« sein. Das betrifft auch andere BRD-Rüstungskonzerne wie etwa Hensoldt, wo sich der Welt zufolge »zuletzt 10.000 Bewerber auf 1.000 Stellen« meldeten. Im Berliner Pierburg-Werk will Rheinmetall bald Munitionsteile herstellen, der Waffenproduzent Diehl will die Belegschaft des Spreewerks im brandenburgischen Lübben laut RBB in den kommenden zwei Jahren auf 150 Beschäftigte mehr als verdoppeln. Zuletzt wurde dort noch Munition entsorgt.

Am Wochenende hatten rund 1.800 Menschen in Berlin gegen den neuen Rheinmetall-Standort protestiert. Zwei Demonstrationen mit insgesamt rund 240 Teilnehmern am Montag und Dienstag in Düsseldorf bildeten »den Auftakt für einen antimilitaristischen Sommer«, berichtete ein Aktivist von »Rheinmetall entwaffnen« am Dienstag gegenüber jW. Mit einem Protestcamp vom 26. bis 31. August wolle man sich »dem Kriegs- und Rüstungswahn der Herrschenden entgegenstellen«.

Rheinmetall ist einer der Akteure: Mit dem finnischen Unternehmen Iceye liefere man bereits »hochauflösende und sehr detaillierte Satellitenbilder zur Aufklärung« an die Ukraine, erklärte Papperger am Dienstag. Nach einem Wartungsbetrieb plane man dort nun auch die Fertigung von Panzern und erwäge die Produktion von Raketenmotoren im Westen des Landes. Der Konzern – mittlerweile »im Bereich des Balkans«, in Spanien, Südafrika, Rumänien, Italien, Litauen, Großbritannien, Dänemark und dem »größten Verteidigungsmarkt« USA aktiv – plane zudem drei zusätzliche Werke in der Bundesrepublik. Ein neues Werk in Niedersachsen solle »noch im Sommer« eröffnet werden.

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