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Aus: Ausgabe vom 06.05.2025, Seite 8 / Ansichten

Vogelschutzinsel des Tages: Alcatraz

Von Arnold Schölzel
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Verlieren Donald Trump und die Welt beim Zollmikado den Überblick, frönt der orange Mann seinen Freizeitspäßen: Er schickt ein Bild von sich im Papstornat herum, kündigt den Bau eines Ballsaals im Weißen Haus nach dem Vorbild seines Goldpalastes in Florida an, will die »sterbende« US-Filmindustrie, die oft in Großbritannien, Frankreich, Australien oder in Babelsberg produziert, retten, indem er sie wegen Bedrohung der nationalen Sicherheit mit Zöllen gegen die eigenen »Importfilme« vernichtet, und erwägt, seinen Lieblingsfaschisten Stephen Miller, der ihm seit 2016 als Autor wirrer und irrer Reden treu dient, zum Nationalen Sicherheitsberater zu machen.

Das hält sich im Rahmen eines gewöhnlichen Trump-Wochenendes, aber dann vergriff sich der Ordnungsmensch, als er im Oval Office wahllos in die Schublade mit den Make-America-Great-Again-Orders langte. Er fischte heraus: Auf der Felseninsel Alcatraz in der Bucht von San Francisco, auf der von 1934 bis 1963 ein Knast für US-Größen wie Al Capone oder »Machine Gun« Kelly existierte, werde eine vergrößerte Version der damaligen Superfestung gebaut – als »Symbol für Gesetz, Ordnung und Gerechtigkeit« in den USA. Die gefährlichsten Kriminellen der Staaten sollen dort weggeschlossen werden. Das mag für die angenehmer sein als in einem mittelamerikanischen Konzentrationslager zu landen, aber die Knastkapazität dürfte nicht ausreichen: Mehr als 250 Insassen sollen auf der Insel, von der wegen starker Strömungen kaum eine Flucht möglich ist, nie gewesen sein. Vor allem aber: Der Felsen steht unter Denkmal- und Naturschutz – ein Refugium für Wasservögel. Trump legt sich mit 96 Millionen Vogelbeobachtern an, die in den USA gezählt werden. Könnte der Anfang seines Endes sein, denn er weiß nicht: Die »Birders« sind die wahre Macht im Lande.

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