EU plant Gasembargo gegen Russland
Von David Maiwald
Die EU verschärft den Ton gegen Russland und will Gasimporte von dort bis zum Jahr 2027 vollständig verbieten. Die EU-Kommission werde an diesem Dienstag einen entsprechenden Entwurf vorstellen, berichtete die Nachrichtenagentur Bloomberg mit Berufung auf Insider am Montag. Das Verbot soll demnach sämtliche Lieferungen von russischem Pipeline- und Flüssigerdgas (LNG), die in langfristigen Verträgen gebunden sind, beenden. Die Einfuhren aus Russland hätten 2024 ein Volumen von 23 Milliarden Euro und 19 Prozent aller EU-Gasimporte umfasst.
Der zeitliche Rahmen des Vorhabens solle den Informanten zufolge auch einen schrittweisen Einfuhrstopp für »Nuklearmaterial (…) einschließlich in russischen Druckwasserreaktoren verwendeten Urans« enthalten. Er sei indes davon abhängig, wie schnell die EU auf Lieferungen aus den USA, Katar, Kanada »und Afrika« zurückgreifen könnten. Die EU erwarte nur »begrenzte« Auswirkungen auf die Preise, »da in den kommenden Jahren eine Welle neuer LNG-Lieferungen auf den Weltmarkt trifft«. Das dürfte sich auf Exportvorhaben der Vereinigten Staaten beziehen, die von der EU zuletzt immer aggressiver gefordert haben, mehr US-LNG zu beziehen.
Passend zum Bloomberg-Beitrag forderte die Deutsche Umwelthilfe am Montag »klare Kante gegen Abhängigkeit von russischen Gaslieferungen« und eine Absage an eine Wiederinbetriebnahme der Nord-Stream-Pipelines. Die LNG-Importe der EU seien von acht Ladungen im Jahr 2023 auf 49 Lieferungen im vergangenen Jahr gestiegen, monierte das auch von den ukrainischen Organisationen »Razom We Stand« und »Business 4 Ukraine« unterzeichneten Schreiben an Kanzleraspirant Friedrich Merz. Insbesondere die enteignete deutsche Gasprom-Tochter SEFE beziehe »Rekordmengen« russischen LNG, hieß es weiter.
Angesichts »geopolitischer Unsicherheiten« müsse die Bundesregierung sich »klar zur Energiewende bekennen, anstatt alte Lieferbeziehungen mit Russland aufleben zu lassen«. Das leuchtet ein: Washingtons Frackinggas wird einen Krieg mit Moskau nicht behindern.
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Leserbrief von Fred Buttkewitz aus Ulan - Ude (6. Mai 2025 um 02:37 Uhr)»Die EU verschärft den Ton gegen Russland und will Gasimporte von dort bis zum Jahr 2027 vollständig verbieten.« Das bewegt sich auf dem Niveau eines dreijährigen, bockigen Kindes, welches bei Minus 15 Grad Celsius zur Mutter sagt: »Das hast du nun davon, dass ich meine Handschuhe nicht anziehe.« Aus russischer Sicht ist es nur günstig, die bereits geschrumpfte Abhängigkeit vom Export der Bodenschätze weiter zu verringern. Wie schon die bisherigen Sanktionen stimuliert dies die Entwicklung anderer Wirtschaftszweige. Wenn es die Bösartigkeit der EU nicht gäbe, dann würde sich Russland zu sehr auf seine Naturreichtümer verlassen. Da haben die Russen ja mal auch Deutschland richtig etwas zu verdanken. Umgekehrt: Wandel durch Annäherung (Brandt/Bahr) half letztlich dabei, die UdSSR zum Einsturz zu bringen. Aus westlicher Sicht war die weiche Tour weitaus erfolgreicher als die jetzige harte Anti-Russland-Linie. Wenn man vergleicht, wie hell erleuchtet russische Städte (nicht nur die Stadtzentren) aussehen, wenn man sie nachts überfliegt und dies mit der vergleichsweise sehr reduzierten Beleuchtung in Deutschland vergleicht, dann hat man bereits jetzt bildlich vor Augen, wer da am längeren Hebel sitzt. Man sieht es auch an anderen Kleinigkeiten, z. B. daran, wie viele Brunnen im Sommer in Berlin oder einer vergleichbaren russischen Stadt noch in Betrieb sind – in Russland alle. Außerdem schadet es nicht, die Führung der EU bei ihrer Kriegsplanung daran zu erinnern, dass Hitler unter anderem den Krieg deshalb verlor, weil er an die russischen Energiequellen nicht herankam und in Deutschland Energieträger und manche kriegswichtigen Produkte viel zu teuer produziert werden mussten. Insofern finde ich es höchst beruhigend und geradezu Frieden stiftend – wenn die Kriegstreiber der EU sich selbst von Energiezufuhr aus Russland abschneiden. Die Lagerstätten werden sich weltweit mehr und mehr erschöpfen. Und wer sie hat, mit dem sollte man etwas freundlicher umgehen.
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