Widerstand in Puerto Rico ungebrochen
Von Jürgen Heiser
Mit dem Motto »Viva Puerto Rico libre« hat die sozialistische Wochenzeitung Claridad (Klarheit) am Wochenende ihr 50. Pressefest gefeiert. Damit bekräftigt das einzige unabhängige Presseorgan des Karibikstaates seinen seit über 65 Jahren durch alle gesellschaftlichen Stürme beibehaltenen Kurs. Ziel ist die Unabhängigkeit der seit 1898 vom US-Militär besetzten Inselgruppe, zu der auch die kleineren Eilande Culebra und Vieques gehören. Puerto Ricos offizieller Status als »Außengebiet« der USA kann seine reale Existenz als Kolonie Washingtons nur schlecht verdecken. Beim Festival in der Hauptstadt San Juan schmückte die Nationalfahne Puerto Ricos weithin sichtbar die Rückwand der Bühne. Die Flagge und die spanische Sprache hatte Washington lange Zeit bei Strafe verboten und verfolgt.
Für den stimmungsvollen Auftakt sorgte der als »Maestro« gefeierte Carlos Santiago mit seinen Rumba- und Bolero-Interpretationen. Weitere bekannte Größen der Musik- und Künstlerszene des Landes traten in den folgenden Tagen ohne Gage auf. Das begeisterte Publikum skandierte immer wieder: »Viva Puerto Rico libre!« Dem gemeinsamen Streben nach dem Ende der Herrschaft Washingtons schlossen sich bei Ansprachen und Podiumsdiskussionen auch ehemalige politische Gefangene wie Oscar López und Adolfo Matos an, die als militante Independentistas Jahrzehnte in US-Gefängnissen gesessen hatten.
José E. López, Bruder des Compañero Oscar, wurde zusammen mit dem von ihm geleiteten Chicagoer Puerto Rican Cultural Center von Claridad ausgezeichnet wegen »ihrer unermüdlichen Arbeit zur Verteidigung der Rechte und Werte der puertoricanischen Diaspora« in den USA »und ihrer außergewöhnlichen Zusammenarbeit mit unserer Zeitung und den Kämpfen unseres Volkes«. In der »Straße des Widerstandes« prangte »Puerto Rico steht nicht zum Verkauf« über den Köpfen, und »kämpfende Feministinnen« warben selbstbewusst mit dem Slogan »Wir selbst sind diejenigen, auf die wir gewartet haben« für ihre Politik.
Die Fiesta sei der richtige Ort, »die Notwendigkeit zu bekräftigen, sich zu organisieren und Widerstand zu leisten«, erklärte Madeline Ramírez, Vorsitzende des Festivalkomitees, gegenüber der spanischen Agentur Efe. Es gebe »viel Unruhe« in Puerto Rico, und noch sei »keine Veränderung zum Besseren« feststellbar. »Deshalb brauchen wir diesen Moment, um zu erkennen, wer wir sind und was wir tun müssen, um weiterzukämpfen«, sagte sie. Das Land habe zwei Probleme: Gouverneurin Jenniffer González, gleichzeitig US-Republikanerin und Vorsitzende der »Neuen Progressiven Partei«, die Puerto Rico zum 51. US-Bundesstaat machen wolle, und US-Präsident Donald Trump, der schon während seiner ersten Amtszeit als Kolonialherr auftrat, so Ramírez.
»Die Leute kommen zum Festival, weil sie der Regierung zeigen wollen, dass wir noch leben und weiterkämpfen«, betonte Claridad-Direktorin Alida Millán. Die inzwischen digital erscheinende Wochenzeitung habe sich gegen alle Widerstände durchgesetzt. »Wir wurden verfolgt, unsere Kollegen inhaftiert, deshalb ist es eine Leistung, heute hier zu sein«, so Millán mit Blick auf das 50. Festival seit 1973. Initiiert von Claridad-Gründer Juan Mari Brás (1925–2010), sollte es wie andere progressive Festivals dieser Zeit die Vielfalt der Kämpfe und Forderungen der Völker nach Souveränität und Gerechtigkeit auch in Puerto Rico für jung und alt widerspiegeln. Bis heute steht das Wochenblatt für die Kritik am Kolonialregime, an seiner Korruption, Umweltverbrechen, ungerechten Gesetzen und der Repression gegen alle, die sich dem Diktat Washingtons nicht unterwerfen wollen.
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