Milliardenschweres US-Unterfangen
Von Wiebke Diehl
Washingtons Krieg gegen den Jemen hat allein in den ersten Wochen seit Wiederaufnahme der Bombardements Mitte März weit mehr als eine Milliarde US-Dollar gekostet. Dies berichteten New York Times und CNN unter Berufung auf Quellen aus US-amerikanischen Regierungskreisen Anfang April. Im selben Zeitraum schossen die Ansarollah sieben US-»Reaper«-Drohnen vom Typ MQ-9 ab, so ein Beamter des Verteidigungsministeriums – jede einzelne im Wert von 30 Millionen US-Dollar. Die Anzahl der abgeschossenen MQ-9-Drohnen steigt damit auf insgesamt über 20 seit Beginn der US-Angriffe auf den Jemen im Januar 2024.
Vergangene Woche tauchte das nahezu intakte Wrack einer wahrscheinlich aufgrund eines technischen Defekts im Wüstensand niedergegangenen Gleitbombe vom Typ GBU-53/B »Stormbreaker« im Jemen auf. Dass diese hochentwickelte Waffe gegen die Ansarollah zum Einsatz kommt, zeigt, wie ernst man den Gegner nimmt. Sie kann Ziele mit Hilfe von bildgebendem Infrarot- oder Millimeterwellenradar bzw. durch den Einsatz einer semi-aktiven Laserzielsuche ausmachen und bei Bedarf während des Flugs auf ein neues Ziel umlenken. Und der jemenitische Gegner ist tatsächlich für einige Überraschungen gut: Erstmals im September 2024 und erneut in der vergangenen Woche setzten die Ansarollah nach eigenen Angaben kaum abfangbare Hyperschallraketen gegen die israelischen Städte Tel Aviv und Haifa ein.
Der militärische Erfolg der US-amerikanischen Bombardements ist entgegen den Prahlereien von Präsident Donald Trump äußerst begrenzt. Zwar behauptete das US-Zentralkommando Centcom am Sonntag, in den vergangenen Wochen mehrere Kommando- und Kontrolleinrichtungen, Luftabwehrsysteme sowie Produktions- und Lagerstätten für Waffen der Ansarollah zerstört und »Hunderte Huthi-Kämpfer« und -Anführer getötet zu haben. Tatsächlich scheint aber wenig vom größtenteils im Untergrund befindlichen Arsenal an Raketen, Drohnen und Abschussvorrichtungen zerstört worden zu sein. Bereits im vergangenen Sommer hatten Vertreter der US-Marine eingeräumt, dass es sich bei der Konfrontation um die heftigsten Seegefechte seit dem Zweiten Weltkrieg handelt.
Anfang April meldete die New York Times unter Berufung auf Kongressabgeordnete, dass man im US-Militär zunehmend besorgt sei, weil das Pentagon schon bald Langstreckenpräzisionswaffen, die für einen möglichen Konflikt mit China benötigt würden, in den Nahen Osten verlegen könnte. Gleiches gilt für Kriegsschiffe, Flugzeuge und Flugzeugträger, die derzeit im asiatisch-pazifischen Raum stationiert sind. Der nuklearbetriebene Flugzeugträger USS »Carl Vinson« wurde bereits aus dem Pazifik abgezogen, um im Nahen Osten eingesetzt zu werden und die USS »Harry S. Truman« zu verstärken. Kurz zuvor hatte Washington bereits eine Flotte von B-2-Bombern auf ihrem gemeinsam mit den Briten unterhaltenen Stützpunkt in Diego Garcia im Indischen Ozean stationiert. Die Verlegung von immer mehr militärischem Gerät ins Rote Meer und in den Indischen Ozean gilt auch als Vorbereitung auf einen möglichen israelisch-US-amerikanischen Krieg gegen den Iran.
links & bündig gegen rechte Bünde
Jetzt den kostenlosen jW-Newsletter abonnieren – täglich das Beste aus der Tageszeitung junge Welt, direkt in Ihr Postfach. Ihre E-Mail-Adresse wird natürlich niemals an Dritte weitergegeben.
Ähnliche:
- AP Photo/dpa22.04.2025
Feuer frei im Roten Meer
- Chris Sellars/Handout via REUTERS13.06.2024
Kriegsschauplatz Rotes Meer
- U.S. Central Command/Handout via REUTERS05.02.2024
Biden lässt bomben
Mehr aus: Schwerpunkt
-
Ansarollah unbeirrt
vom 29.04.2025