Brummerhoff, Frederic, Thorndike, Mechow
Von Jegor Jublimov
Die Schauspielerin mit rheinischer Frohnatur brachte in anderthalb Nachkriegsjahrzehnten Frohsinn in den Osten Berlins: Charlotte Brummerhoff spielte in Kabarettensembles in der Friedrichstadt, auch in der »Distel«. Die Kritik bescheinigte Charly (wie Kollegen sie nannten), sie würde ihre Pointen bewundernswert leicht setzen. Bei Defa und DFF sah man sie oft, darunter in der satirischen »Stacheltier«-Reihe. In Curt Bois’ Filmposse »Ein Polterabend« (1954/55) riss sie als altjüngferliche Vorsitzende eines Tugendvereins zu Lachstürmen hin. Am Berliner Ensemble spielte sie ab 1960 Frau Peachum in der »Dreigroschenoper«, aber als Westberlinerin konnte sie diese Arbeit ab Herbst 1961 nicht fortsetzen. Danach hatte sie noch ein paar Rollen, u. a. bei Peter Stein an der Schaubühne. Sie starb 1986. Donnerstag wäre ihr 120. Geburtstag.
Am Metropoltheater spielte Brummerhoff die Witwe Pusebach in »Frau Luna« von Paul Lincke. Wäre das nicht eine Rolle für Dagmar Frederic? Sie hat Musicalerfahrung und eine Beziehung zum Komponisten, denn einige Jahre lang hat sie in der Lincke-Stadt Wittenberge die Elblandfestspiele moderiert. Die gebürtige Eberswalderin Dagmar Schulz begann früh öffentlich zu singen und wurde von Heinz Quermann im DFF bei »Herzklopfen kostenlos« entdeckt. Bald bildete sie mit Siegfried Uhlenbrock ein perfektes Duo (»Du hast gelacht«), ehe sie lieber Solowege ging. Sie moderierte zudem im DFF u. a. die Reihe »Kinomusik mit Dagmar Frederic«, eine Art »Rumpelkammer« für filmische Musiknummern. Inzwischen sind andere Zeiten, und die seit Dienstag 80jährige klagt über ihre kleine Rente, die sie zwingt, berufstätig zu bleiben. Der Boulevard hat darüber berichtet, dass sie sich von einer hinfälligen alten Dame Hunderttausende schenken ließ, die sie zurückzahlen musste. Nun wird weitergearbeitet! Die Pusebachen ruft schon!
In Pommern wurde am 17. April vor 100 Jahren eine kleine Annelie geboren. Ihr Vater war Fabrikarbeiter, die Mutter stammte aus einer Fischerfamilie. Annelie wurde in Penzlin Lehrerin, 1946 auch Genossin und bald Schulleiterin. Als Defa-Regisseur Andrew Thorndike bei Dreharbeiten nach Mecklenburg kam, lernte er die junge Pädagogin kennen, und seit 1953 gingen sie als Andrew und Annelie Thorndike gemeinsam durchs Leben, drehten vielfach ausgezeichnete Dokumentarfilme wie »Du und mancher Kamerad« (1955) oder »Das russische Wunder« (1963). In den 60er Jahren initiierten die Thorndikes die Gründung des Verbandes der Film- und Fernsehschaffenden der DDR. Andrew Thorndike war Präsident, und Annelie stand ab 1973 für 16 Jahre der Leipziger Dokfilmwoche vor. Am Jahresende 2012 starb sie in Wolgast.
Ein berühmter Wahlthüringer aus Berlin wäre am 15. April 100 geworden. Von 1966 an spielte Dietrich Mechow 25 Jahre lang große Rollen am Deutschen Nationaltheater Weimar. Seit er 1961 mit dem Magdeburger Ensemble in »Die Bombe« auf dem Bildschirm debütierte, hat er immer wieder vor der Kamera gestanden, war gerade erst wieder in den Wiederholungen der Serien »Jockei Monika« (1981) und »Mein lieber Onkel Hans« (1985) im MDR präsent. Er starb 2015 im 91. Lebensjahr.
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