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Aus: Ausgabe vom 16.04.2025, Seite 5 / Inland
Kriegswirtschaft in der BRD

Rheinmetall expandiert weiter

Rüstungsschmiede kauft Kampfmittelbergungskonzern Stascheit. Belegschaft wächst
Von Niki Uhlmann
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Der neue Kampfpanzer »Panther« wird von Rheinmetall entwickelt

Wer aufrüstet und Kriege munitioniert, muss damit rechnen, dass Konkurrenten dasselbe tun – und dass auf Schlachtfeldern allerlei Altlasten zurückbleiben. Daher sollte man sich darauf gefasst machen, vor und hinter sich aufzuräumen. Das hat auch die Düsseldorfer Waffenschmiede Rheinmetall erkannt und ihr Portfolio um den Munitionsbergungskonzern Stascheit aus Gardelegen in Sachsen-Anhalt erweitert. Prompt erlebte die Rüstungsfirma einen neuen Höhenflug. Mittelfristig erwarte man durch den Zukauf ein Umsatzplus von 80 Millionen Euro, teilte der Konzern am Dienstag mit. Durch die Integration Stascheits werde Rheinmetall »im Bereich der Kampfmittelbergung umfassend abgerundet«, teilte der Konzern am Dienstag mit. Die Zusammenarbeit habe sich demnach bereits bei »zahlreichen Projekten« bewährt, darunter die »Detektion von Kampfmitteln in der Nordsee« bei »Wartungsarbeiten an Offshore-Windparks«. Der Kaufpreis wollte das Unternehmen nicht mitteilen.

Das wiederum veranlasst jene, die mit der kulturellen Militarisierung der BRD betraut sind, dem heranwachsenden Arbeitsmarktpotential sachdienliche Hinweise für künftig noch lukrativere Karrieren im Rüstungssektor mitzuteilen. Die Portale der Börsianer bejubelten ein neues Rekordhoch der Rheinmetallaktien. Von 200 Prozent Zuwachs über sechs Monate, vier Prozent an nur einem Tag und einer Korrektur des Kursziels von 1.410 auf 1.630 Euro durch die Privatbank Berenberg dank »jeder Menge Munition für weitere Kursgewinne«, war bei boerse.de die Rede. Ferner von vollen Auftragsbüchern, anhaltend hoher Nachfrage und »einer gut skalierbaren Produktion«. Erst vergangene Woche hatte Rheinmetall den zuvor für zivile Zwecke produzierenden Zellulosenitrathersteller Hagedorn-NC übernommen, um seine Artilleriemunitionsproduktion ausweiten zu können.

Zellulosenitrat, Autozulieferer, Zug- und Maschinenbau; der Hunger der Kriegswirtschaft scheint kein Ende zu kennen. Die Subsumtion fertigender Industriezweige schreitet schnellen Schritts voran. Ähnlich rasant entwickelt sich der Personalbedarf der expandierenden Waffenschmieden. Die Anzahl vakanter Stellen im Rüstungssektor habe sich »zwischen Februar 2022 und Februar 2025 mehr als verdoppelt«, warb die FAZ am Montag. 3.700 davon habe allein Rheinmetall im vergangenen Jahr ausgeschrieben. Gesucht würden zuvörderst »etablierte Industrieberufe«, wird Enzo Weber vom Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung zitiert. Mit wachsender Produktion steige absehbar auch der administrative Aufwand.

Bislang finden sich willige Arbeitskräfte. Zumindest berichtete die FAZ weiter, dass 2025 bei Rheinmetall mehr als 100.000 Initiativbewerbungen eingegangen seien, seine Belegschaft also wie geplant bis 2030 auf 40.000 Beschäftigte anwachsen werde. Das Geschäft mit dem Tod lockt mit sattem Lohn. Das Jahresdurchschnittsgehalt bei Rheinmetall habe 2024 bei 93.000 Euro gelegen. Dennoch zweifelten Personaler der Branche daran, dass der Bedarf langfristig problemlos gedeckt werden kann. Zu speziell seien die Anforderungen, als dass aus anderen Branchen einfach in die Kriegsproduktion gewechselt werden könne. Zudem gebe es gegenüber den Waffenschmieden eine ethische Skepsis.

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