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Aus: Ausgabe vom 11.01.2025, Seite 3 / Schwerpunkt
Italien

Trumps rechte Hand in Rom

Italiens Ministerpräsidentin Meloni versteht sich bestens mit ihren US-Pendants
Von Jörg Kronauer
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Die Aufnahme stammt nicht aus dem Palazzo Chigi in Rom, sondern aus Trumps Anwesen in Florida (4.1.2025)

Giorgia Meloni und die Trumpsche Rechte, das ist eine Beziehung, die nicht erst mit Elon Musk, sondern spätestens im Jahr 2018 anfing. Damals tourte Steve Bannon, ein Jahr zuvor noch als Chefstratege bei US-Präsident Donald Trump tätig, durch Europa, um der hiesigen extremen Rechten unter die Arme zu greifen. Letzten Endes scheiterten seine Pläne. Im September 2018 aber machte er eine Bekanntschaft, die bei ihm einen bleibenden Eindruck hinterließ: In Rom traf er auf einem Jugendfestival die wenig bekannte Vorsitzende einer kleinen Partei, die ein halbes Jahr zuvor in der Parlamentswahl mickrige 4,4 Prozent erzielt hatte. »Ein Rockstar!« schwärmte er anschließend: »Diese Frau wird Italien umgestalten.« »Diese Frau«, das war die Chefin der Fratelli d’Italia, Giorgia Meloni.

Bannon hat Meloni nicht mehr aus den Augen verloren. Im September 2022 etwa sprang er ihr im Wahlkampf zur Seite: Sie werde gegen Widerstände ankämpfen müssen wie einst Margaret Thatcher, äußerte er in einem damals vielbeachteten Interview; wie Thatcher aber werde sie siegen. Er lag ganz richtig; Meloni gewann die Wahl, wurde Ministerpräsidentin. Was ihre Beziehungen in die US-amerikanische Rechte anbelangt, hatte sie freilich nicht nur auf Bannon gesetzt. Erstmals 2019, dann erneut 2022 trat sie auf der Conservative Political Action Conference auf – einem Großevent der US-Republikaner in Washington, D. C., auf dem seit Jahren Trump-Anhänger den Ton angeben. Dort knüpfte sie weitere Kontakte.

Den US-Milliardär Elon Musk hat Meloni erstmals als Ministerpräsidentin im Juni 2023 in ihrem Amtssitz in Rom, dem Palazzo Chigi, empfangen; beide sollen sich bestens verstanden haben. Im Dezember 2023 trat Musk beim Atreju-Festival in Rom auf – der Veranstaltung der Jugendorganisation der Fratelli d’Italia, auf der fünf Jahre zuvor Bannon Meloni kennen- und schätzen gelernt hatte. Im vergangenen September hielt Musk die Laudatio, als der Atlantic Council Meloni in New York seinen Global Citizen Award verlieh. Im November begann er, Meloni auf X auch öffentlich den Rücken zu stärken; als ein Gericht eine vorläufige Schließung der italienischen Abschiebezentren in Albanien verfügt hatte, verlangte er: »Diese Richter müssen gehen.« Bei der Wiedereröffnung der Kathedrale Notre-Dame in Paris am 8. Dezember konnte man schließlich Meloni und Musk erneut Seite an Seite sehen; diesmal stand auch Donald Trump dabei.

Melonis gute Beziehungen in die US-Rechte, zuletzt vor allem zu Musk, haben es möglich gemacht, dass sie am 4. Januar das Privileg erhielt, für einige Stunden zu Trump nach Mar-a-Lago eingeladen zu werden – zum gemeinsamen Abendessen mit den designierten Ministern für Äußeres, Marco Rubio, und für Finanzen, Scott Bessent, mit dem künftigen Nationalen Sicherheitsberater Michael Waltz und einigen anderen mehr. In den beginnenden heftigen Konflikten zwischen der Trump-Administration und der EU wird Meloni als mögliche Mittlerin mit großem Einfluss gehandelt. Musk, der am 4. Januar nicht zugegen war, zieht ebenfalls Nutzen aus seinen Beziehungen zu Meloni: Er will Italien für stolze 1,5 Milliarden Euro Zugang zu seinem Starlink-Satellitennetz verschaffen. Das ist heikel: Die Regierung in Rom würde, ließe sie sich darauf ein, militärisch zentrale Fähigkeiten in die USA auslagern und damit Eigenständigkeit einbüßen. Dies ruft in Italien wachsenden Unmut hervor. Nur: Beziehungen sind auch in der äußersten Rechten immer ein Nehmen – und ein Geben.

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