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Aus: Ausgabe vom 30.11.2024, Seite 7 / Ausland
Syrien

Aleppo erneut in Flammen

Syrien: Dschihadisten rücken in Millionenstadt vor. Syrische Regierung startet Gegenoffensive
Von Mawuena Martens
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Überrollt: Zerstörter Panzer der syrischen Armee am Donnerstag im Dorf Andschara am westlichen Stadtrand von Aleppo

Die Islamisten von Haiat Tahrir Al-Scham (HTS) rücken in Syrien weiter vor. Nach Angaben mehrerer Nachrichtenagenturen konnten sie bis Freitag nachmittag in die nordwestsyrische Millionenstadt Aleppo vordringen. Auch die in Großbritannien ansässige »Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte« erklärte gleichentags, HTS-Kämpfer befänden sich in Vierteln im Südwesten und Westen der Stadt. Bis zum Freitag sollen infolge des Großangriffs mindestens 255 Menschen getötet worden sein, so die »Beobachtungsstelle«. Le Monde diplomatique sprach von 14.000 Vertriebenen durch den Vorstoß, die Islamisten von mehr als 50 eroberten Orten.

Die syrische Regierung erklärte ihrerseits, sie wehre die »Großoffensive bewaffneter Terrorgruppen« auf Aleppo weiter ab, und ihren Truppen sei die Rückeroberung »bestimmter Stellungen« gelungen. Auch die »Beobachtungsstelle« berichtete, die syrische Luftwaffe habe in Zusammenarbeit mit russischen Kräften eine Gegenoffensive gestartet und 23 Luftangriffe auf Idlib geflogen. Die Stadt im Westen gilt als Hochburg von HTS.

Am Mittwoch hatten die Dschihadisten und ihre Verbündeten eine Großoffensive gegen die Streitkräfte der syrischen Regierung gestartet – am selben Tag, an dem die Waffenruhe zwischen Israel und Libanon offiziell in Kraft getreten war.

Noch in seiner Rede vom Dienstag abend, in der Israels Premier Benjamin Netanjahu die Bestätigung der Waffenruhe durch das Kabinett bekannt gab, hatte er dem syrischen Präsidenten Baschar Al-Assad gedroht: Die Offensive solle »nicht mit Feuer spielen«, Israel werde die Regierung zerstören, sollte Syrien weiterhin die Hisbollah im Libanon unterstützen. Schon seit Monaten fliegen die USA und Israel verstärkt Angriffe auf Ziele in Syrien, zumeist verknüpft mit der Wortwahl, die Attacken hätten mit dem »Iran verbündeten Milizen« gegolten.

Der iranische Außenminister Abbas Araghtschi gab am Freitag in einem Post auf Telegram den USA und Israel die Schuld am Erfolg der Dschihadisten: Dieser sei Teil eines Plans zur Destabilisierung der Region nach dem Versagen »des israelischen Regimes in Gaza und Libanon«. Der russische Präsidialamtssprecher Dmitri Peskow erklärte am Freitag, dass Moskau den Angriff als Verletzung der syrischen Souveränität betrachte und eine Wiederherstellung der Ordnung unterstütze.

Es ist weithin bekannt, dass die Dschihadistenallianz HTS mindestens vom NATO-Mitglied Türkei unterstützt wird. Das schnelle Vorrücken scheint dies einmal mehr zu bestätigen. Auch der Zeitpunkt des Angriffs verdeutlicht die regionale und internationale Dimension dieses Stellvertreterkriegs. So soll etwa die Ukraine HTS im Gegenzug für kampferfahrene Söldner moderne Drohnen zur Verfügung gestellt haben. Im September meldete selbst die Kyiv Post, dass ukrainische Spezialeinheiten eine russische Drohnenbasis in der Nähe von Aleppo angegriffen hätten.

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