Einsamer Aufschneider des Tages: Einbrecher von Dazaifu
Von Arnold SchölzelDa erzählt also im südjapanischen Dazaifu ein 37jähriger Mann, den die Polizei nachts um eins auf einem Privatgrundstück aufgreift, den Beamten ungefragt, er sei »zum Stressabbau« in mehr als 1.000 Wohnungen eingestiegen, und – schwups – ist er eine globale Berühmtheit. Die Zeitung Mainichi Shimbun zitierte ihn am Dienstag: »In die Häuser anderer Leute einzubrechen ist mein Hobby, ich habe das mehr als tausendmal gemacht.« Am Mittwoch schrieben Nachrichtenagenturen aus dem japanischen Blatt ab: »Ich bin dann so aufgeregt, dass ich schweißige Hände bekomme, weil mich jemand erwischen könnte. Das baut Stress ab.«
Feuchte Flossen für den Druckabbau? Der Junge hat wahrscheinlich vor allem ein Problem: Bei Gluthitze Abkühlung in geschlossenen Behausungen finden. Das ist verständlich: Dazaifu hatte 2024 rund 50 Tage mit mehr als 35 Grad – so viele wie noch nie. Außerdem sollen sich in der 72.000-Einwohner-Stadt jährlich bis zu neun Millionen Touristen tummeln. Das kann nerven, aber deswegen Bluthochdruck, Herzrasen und rebellierende Eingeweide? Das ist Schwindel plus Großmäuligkeit. Denn: 1.000 Mal geklaut, und 1.000 Mal nichts passiert? In Japan, dem schwarzen Loch der Kriminalität? Wo die Yakuza-Mafia von mehr als 100.000 Mitgliedern auf etwa 20.000 geschrumpft ist – schon wegen Überalterung? Selbst in der Schweiz wird statistisch mehr gemordet. Alles besagt: Der für japanische Verhältnisse junge Kerl aus Dazaifu ist einer, der nachts notorisch über Gartenzäune klettert – stets kurz vorm Kollaps wegen Einsamkeit.
Das Problem ist lösbar: Begehbare Kühlschränke erscheinen für schweißige Hände etwas aufwendig, nicht aber Kühlhandschuhe. Die sollen der deutschen Fußballnationalmannschaft 2014 in Brasilien sogar zur Weltmeisterschaft verholfen haben. Wer sie trägt, lässt seine gefrosteten Finger vom Bruch.
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