Pentagon: Atomkrieg »akzeptabel«
Von Arnold SchölzelDie USA seien bereit, bei Bedarf Atomwaffen einzusetzen, würden dies aber nur zu Bedingungen tun, die für das Land und seine Interessen »akzeptabel« seien, sagte Konteradmiral Thomas Buchanan, Sprecher des US Strategic Command (U. S. Stratcom) am Mittwoch in Washington. Er sprach im Center for Strategic and International Studies (CSIS) bei der Vorstellung des Berichts »Project Atom 2024«.
Auf die Frage einer Moderatorin, was er über das »Gewinnen« eines Atomkrieges denke, antwortete er, ein solcher Krieg müsse vermieden werden, aber: »Wenn ein Schlagabtausch nötig wird, dann wollen wir ihn unter Bedingungen haben, die für die USA am akzeptabelsten sind.« Das bedeute, zu gewährleisten, dass die USA auch danach weitgehend als »Weltführer« angesehen werden. Das könne man nicht sein, wenn man verloren habe. Ein Teil des Atomarsenals müsse daher zur weiteren Abschreckung erhalten bleiben. Der Admiral forderte gleichzeitig einen kontinuierlichen Dialog mit Russland, China und der DVRK, um das Risiko zu verringern, und fügte hinzu, dass »Atomwaffen politische Waffen seien«.
Am Donnerstag kommentierte Dmitri Peskow, der Pressesprecher des russischen Präsidenten, Buchanans Äußerungen: »Wir haben im Rahmen unserer Atomdoktrin betont, dass Russland eine verantwortungsvolle Position einnimmt, wenn es darum geht, alle Anstrengungen zu unternehmen, um einen solchen Konflikt zu verhindern.« Russland erwarte, »dass andere Länder die gleiche verantwortungsvolle Position einnehmen und sich nicht auf provokative Aktionen einlassen«. Schärfer fiel die Reaktion in Beijing aus. Lin Jian, der Sprecher des chinesischen Außenministeriums, erklärte, Buchanans Worte spiegelten »das veraltete Denken der USA in ihrem Streben nach globaler Hegemonie und absolutem strategischem Vorteil wider«. Sie hätten in den vergangenen Jahren ihre atomaren Fähigkeiten kontinuierlich ausgebaut, Mittelstreckenraketen und Raketenabwehrsysteme stationiert und das globale strategische Gleichgewicht destabilisiert.
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Leserbrief von Istvan Hidy aus Stuttgart (23. November 2024 um 10:14 Uhr)Die Äußerungen von Konteradmiral Thomas Buchanan und die daraus resultierenden internationalen Reaktionen verdeutlichen die fortbestehende Brisanz und Gefährlichkeit der nuklearen Rhetorik im geopolitischen Kontext. Der Gedanke, dass ein Atomkrieg unter »akzeptablen Bedingungen« für die USA geführt werden könnte, zeugt von einer alarmierenden Normalisierung eines Szenarios, das global katastrophale Konsequenzen hätte. Diese Haltung steht im Widerspruch zu den jahrzehntelangen Bemühungen, die Gefahr eines solchen Konflikts zu minimieren. Buchanans Aussage, Atomwaffen seien »politische Waffen«, offenbart zudem eine zynische Sichtweise: Sie reduziert das unermessliche Leid, das ein Atomkrieg verursachen würde, auf strategische und geopolitische Überlegungen. Dies ignoriert die humanitären und ökologischen Folgen, die weit über die Grenzen der beteiligten Staaten hinausgehen würden. Die gegenseitige Schuldzuweisung zwischen den Nuklearmächten verdeckt oft, dass beide Seiten zur Eskalation beitragen. Die weltweite nukleare Bedrohung erfordert keine »akzeptablen Bedingungen« für einen Atomkrieg, sondern ein klares Bekenntnis zur Abrüstung und zu internationalen Mechanismen der Konfliktvermeidung. Es ist dringend geboten, den Dialog zwischen den Atommächten zu intensivieren und Schritte zur Vertrauensbildung zu unternehmen, um Szenarien wie den von Buchanan beschriebenen zu verhindern. Die Menschheit kann es sich nicht leisten, Atomwaffen als bloße Instrumente der Machtpolitik zu akzeptieren.
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Leserbrief von Rudolf Kraus aus München (22. November 2024 um 01:18 Uhr)Da sollten sich die Amis mal Mao Zedong vornehmen (siehe Schramm, »Das politische Denken Mao Tse-tungs«, dtv wissenschaftliche Reihe, 1975). »Wir dürfen den nuklearen Krieg nicht fürchten«, S.382: Er sagt dort, dass ein nuklearer Weltkrieg die derzeit herrschenden Ausbeutercliquen in deren Verderb und ihre Ausrottung führen würde, natürlich mit Milliarden zivilen Opfern. Aber am Rande der nur mäßig verseuchten Welt (siehe Japan!) würde es Überlebende geben, die sich dann genau überlegen würden, nochmal so einen Scheißdreck von Ausbeutersystem zu entwickeln bzw. aufrechtzuerhalten. Gönnen wir diese Perspektive den Zukünftigen …
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