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Aus: Ausgabe vom 30.10.2024, Seite 8 / Abgeschrieben

Offener Brief von Schriftstellern und Verlegern zum Boykott kultureller Einrichtungen in Israel

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Auch die Literaturnobelpreisträgerin von 2022, Annie Ernaux, steht an der Seite der Palästinenser (Stockholm, 7.12.2022)

Über 1.000 Schriftsteller, Verleger und Mitarbeiter im Buchwesen, darunter die Nobelpreisträger Annie Ernaux und Abdulrazak Gurnah, die Autorin Arundhati Roy und die Wissenschaftlerin Judith Butler, verpflichten sich in einem am Montag veröffentlichten offenen Brief, nicht mit kulturellen Einrichtungen in Israel zusammenzuarbeiten, die sich an der Verletzung der Rechte der Palästinenser mitschuldig machen:

Wir, Schriftsteller, Verleger, Mitarbeiter von Literaturfestivals und anderer im Buchwesen Beschäftigter, veröffentlichen diesen Brief, da wir uns der tiefgreifendsten moralischen, politischen und kulturellen Krise des 21. Jahrhunderts gegenübersehen. Die überwältigende Ungerechtigkeit, mit der die Palästinenser konfrontiert sind, kann nicht geleugnet werden. Der aktuelle Krieg ist in unsere Häuser eingedrungen und hat unsere Herzen durchbohrt.

Die Notlage ist da: Israel hat Gaza unbewohnbar gemacht. (...) Wir wissen (...), dass Israel seit Oktober mindestens 43.362 Palästinenser in Gaza getötet hat und dass dies der größte Krieg gegen Kinder in diesem Jahrhundert ist.

Dies ist ein Genozid, wie führende Experten und Institutionen seit Monaten sagen. Israelische Beamte sprechen offen über ihre Motivation, die Bevölkerung von Gaza zu eliminieren, die Eigenstaatlichkeit der Palästinenser zu verhindern und palästinensisches Land zu beschlagnahmen. Dies folgt auf 75 Jahre Vertreibung, ethnische Säuberung und Apartheid.

Die Kultur hat bei der Normalisierung dieser Ungerechtigkeiten eine wesentliche Rolle gespielt. Israelische Kulturinstitutionen, die oft direkt mit dem Staat zusammenarbeiten, sind seit Jahrzehnten maßgeblich daran beteiligt, die Enteignung und Unterdrückung von Millionen Palästinensern zu verschleiern, zu tarnen und zu verbrämen.

Wir haben eine Rolle zu spielen. Wir können uns nicht guten Gewissens mit israelischen Institutionen zusammentun, ohne ihre Beziehung zu Apartheid und Vertreibung zu hinterfragen. Dies war die Position, die unzählige Autoren gegen Südafrika vertraten; es war ihr Beitrag zum Kampf gegen die Apartheid dort.

Deshalb: Wir werden nicht mit israelischen Kulturinstitutionen zusammenarbeiten, die sich an der unvermesslichen Unterdrückung der Palästinenser mitschuldig machen oder stumme Beobachter geblieben sind. Wir werden nicht mit israelischen Institutionen zusammenarbeiten, einschließlich Verlagen, Festivals, Literaturagenturen und Publikationen, die:

  1. sich an der Verletzung palästinensischer Rechte mitschuldig machen, unter anderem durch diskriminierende Richtlinien und Praktiken oder durch Schönfärberei und Rechtfertigung der israelischen Besatzung, Apartheid oder des Völkermords, oder

  2. die unveräußerlichen Rechte des palästinensischen Volkes, wie sie im Völkerrecht verankert sind, nie öffentlich anerkannt haben.

Mit diesen Institutionen zusammenzuarbeiten bedeutet, den Palästinensern zu schaden, und deshalb rufen wir unsere Schriftstellerkollegen, Übersetzer, Illustratoren und Buchhändler auf, sich uns in diesem Versprechen anzuschließen. Wir rufen unsere Verleger, Lektoren und Agenten auf, sich uns anzuschließen, Stellung zu beziehen, unser eigenes Engagement und unsere eigene moralische Verantwortung anzuerkennen und die Zusammenarbeit mit dem israelischen Staat und mit mitschuldigen israelischen Institutionen einzustellen.

Übersetzung: jW

Solidarität jetzt!

Das Verwaltungsgericht Berlin hat entschieden und die Klage des Verlags 8. Mai abgewiesen. Die Bundesregierung darf die Tageszeitung junge Welt in ihren jährlichen Verfassungsschutzberichten erwähnen und beobachten. Nun muss eine höhere Instanz entscheiden.

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  • Leserbrief von Ralf Berger aus Düsseldorf (31. Oktober 2024 um 13:14 Uhr)
    Solange in dem Aufruf nicht auf das Massaker am 7.10.2023 eingegangen wird, kann ich euch absolut nicht ernst nehmen.
    • Leserbrief von Onlineabonnent/in H.-J. R. aus Berlin (1. November 2024 um 19:29 Uhr)
      Wer die Massaker der Zionisten an den Palästinensern wie in Nahost überhaupt und im Grunde seit der Entstehung des Staates Israel im Interesse vor allem und als Missbrauch des Einflusses der USA nicht ernst nimmt, kann selbst nicht ernstgenommen werden. Gewalt erzeugt in der Geschichte auch immer ein Gegenüber an Gewalt. Und soziales Unrecht geht auch mit sich selber schwanger, wo soziale Hilfe fehlt, um es zu tilgen.
  • Leserbrief von Onlineabonnent/in Harald M. (29. Oktober 2024 um 22:46 Uhr)
    Es ist schön, dass sich endlich in Deutschland prominenter Widerstand gegen die offizielle Regierungspolitik der Ampelkoalition regt, die den Genozid am palästinischen Volk durch Israel negiert und weiterhin Israel mit Waffen und Geld unterstützt, da dies ja »Staatsräson« ist. Verwundert bin ich aber über die Nichtreaktion vom BSW, das zwar vom russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine schwadroniert, aber zu den Ereignissen im Nahen Osten kaum oder gar nicht zu vernehmen ist. Diese Linken sind von der gleichen Krankheit befallen, wie fast alle ehemals linken Kräfte: sobald man in die Reichweite der Brotkörbe der politischen Macht kommt, werden alle früheren Prinzipien den neuen »Koalitionserfordernissen« der zukünftigen Regierung angepasst.

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