Rosa-Luxemburg-Konferenz am 11.01.2024
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Aus: Ausgabe vom 24.09.2024, Seite 10 / Feuilleton
Nachruf

Blaue Wimpel im Sommerwind

Zum Tod des Defa-Regisseurs Walter Beck
Von F.-B. Habel
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Auch Walter Beck war am Werbellinsee: Pionierrepublik »Wilhelm Pieck«, 1951

Walter Beck war der letzte, der die Filmgeschichte der DDR von Beginn an mitgestaltete und sie nach seiner Regiekarriere publizistisch aufarbeitete. Nun ist er tot. Als Kollege Jegor Jublimow in der vergangenen Woche Beck zum 95. Geburtstag bejubelte, war noch nicht bekannt, dass er bereits im Juni verstorben ist.

Gleich nach dem Abitur 1948 hatte er sich bei der Defa beworben, um Regie zu studieren. Der noch im gleichen Jahr zu jung verstorbene sowjetische Regisseur Ilja Trauberg schenkte ihm sein Vertrauen und nahm ihn im Defa-Nachwuchsstudio auf. Beck lernte die einzelnen Gewerke und Studioteile kennen, bevor er als Regieassistent zum Einsatz kam. Den Altmeistern Iwan Pyrjew und Joris Ivens konnte er bei »Freundschaft siegt« über die Weltfestspiele 1951 über die Schultern schauen, und er war 1952 bei der Dokumentation »Blaue Wimpel im Sommerwind« über die frisch errichtete Pionierrepublik »Wilhelm Pieck« am Werbellinsee dabei.

Spielfilmassistenzen bei Könnern wie Slatan Dudow, Arthur Pohl und Martin Hellberg folgten, wobei er nach eigener Einschätzung bei Hellberg am meisten über die Schauspielführung lernte. Das kam ihm zugute, als er 1958 eigene Spielfilmsequenzen für das nach Änderungswünschen brachliegende Werk »Die Schönste« zu »reparieren« hatte und eine Rahmenhandlung mit Manfred Krug inszenierte. Krug war auch 1961 bei Becks erstem eigenen Liebesfilm »Drei Kapitel Glück« dabei, der in Anlehnung an Kurt Tucholskys Sommergeschichten entstand und von der Studioleitung als zu unpolitisch eingeschätzt wurde.

Seine künstlerische Bestimmung fand Beck, als er 1965 – wieder mit Krug – seinen ersten Märchenfilm »König Drosselbart« drehte, bis heute bei Kritikern in Ost und West als »artifiziell gemachtes Meisterwerk« gefeiert. Auch, wenn Beck seit 1960 immer wieder Gegenwartsfilme mit und für Kinder drehte, für sie historische Themen über die Bauernkriege, die Jahre nach dem Ersten Weltkrieg oder die mexikanische Revolution aufbereitete, blieben seine Märchenfilme meist nach Motiven der Gebrüder Grimm für sein Werk besonders charakteristisch. Gern gesehen wurde seine DFF-Serie »Stülpner-Legende« (1972/73) um den von Krug gespielten legendären Erzgebirgshelden Karl Stülpner. Becks letzter Film war 1990 eine Parabel nach Christoph Martin Wieland »Der Streit um des Esels Schatten«, ein Zwitter zwischen Kinderfilm und Satire für Erwachsene, der zu wenig Beachtung fand.

Auch in seiner aktiven Zeit hat er schon filmtheoretische Aufsätze veröffentlicht und ab 1991 verstärkt filmpublizistisch gearbeitet – auch unter einem Pseudonym, mit dem er sich feinsinnig über Walter Becks Werk äußerte.

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