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Aus: Ausgabe vom 04.09.2024, Seite 10 / Feuilleton

Engel, Wolffberg, Hofmann

Von Jegor Jublimov
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Urgestein aus Charlottenburg: Inge Wolffberg (1969)

Als ich sie 1992 als Ehefrau neben Michael Walke in dem Babelsberger Studentenfilm »Nachts schreien die Katzen« von Kerstin Bastian sah, meinte ich, dass es erstaunlich sei, wie jung Petra Kelling (bejubelt in der vorigen Woche) noch wirke. Doch das war ein Irrtum. Nur Tage nach ihrem 20. Geburtstag hatte Petra Kelling ihre Tochter Nadja zur Welt gebracht, die ebenfalls Schauspielerin wurde und seit 1985 neben ihren Engagements in Schwerin und am Berliner Ensemble in Fernsehfilmen mitgespielt hat. Bastians Studentenfilm brachte damals neuen Schwung in Nadja Engels Karriere, denn das Werk wurde auf einem Festival im französischen Angers mit dem Hauptpreis ausgezeichnet, und Wim Wenders holte sie für eine Nebenrolle in seinen Kinofilm »In weiter Ferne, so nah!«. Dann erhielt Jens Beckers Alltagskomödie »Adamski« mit ihr in einer Hauptrolle mehrere Preise. Zwar spielte sie bis 1998 weiterhin am BE, übernahm daneben aber Rollen in Reihen und Serien als Diakonissin in »Alphateam« (2001–2006) oder mehrfach in »Soko Wismar« (2007–2017). Die Ähnlichkeit mit der Mutter ist Nadja geblieben, und wenn diese mal keine Lust mehr auf ihre Haushalts- und Nachbarinnenrollen mehr hat, kann die ab dem 4. September 60jährige Tochter sicherlich gern übernehmen.

Das gleiche Rollenfach bediente auch Inge Wolffberg, eine Urberliner Komödiantin aus Charlottenburg, die gemeinsam mit Günter Pfitzmann und Ralf Wolter auf die Schauspielschule ging, bevor sie am Potsdamer Theater debütierte. Ab Januar 1950 gehörte sie bis in die 60er Jahre zum Ensemble des Westberliner Kabaretts »Die Stachelschweine«. Die jüngste Vergangenheit und ihre Gefahren für die Nachkriegszeit wurden seinerzeit von den ehemals verblendeten Zuschauern nur zögernd zur Kenntnis genommen. »So manches aus der dunklen Vergangenheit hat das Publikum erst durch uns so richtig erfahren«, sagte der Publikumsliebling 1984 in einem Interview. Sie spielte in Filmen neben Peter Alexander, Heinz Erhard, Manfred Krug, Harald Juhnke, Dieter Hallervorden und Loriot, in dessen bei der Defa entstandener Komödie »Pappa ante portas« sie 1991 als Haushälterin Frau Kleinert besonders witzige Szenen zu spielen hatte. In der Kinderreihe »Löwenzahn« ist sie auch heute noch in Wiederholungen auf ZDF Neo als Tante Elli zu erleben. 2010 ist sie gestorben und wäre am Freitag 100 Jahre alt geworden.

Am 4. September wird Rolf Hofmann 85, der als bester Kameratüftler des Defa-Trickfilmstudios galt und seit den 70er Jahren auch Regie führte. Dabei war er sehr vielseitig, arbeitete für den Silhouetten- und Puppentrickfilm, mit Handpuppen und Flachfiguren. Bei Auflösung des Studios 1991 gründete er mit Kollegen die Firma Hylas-Film, in der vor allem Puppenanimationsfilme für Kinder, aber auch Werbefilme in Fortführung der Dresdner Tradition entstehen.

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