Nachschlag: Kalkulierte Tortur
In der Village Voice schrieb Stephanie Zacharek 2013: »›12 Years a Slave‹ ist ein Film für Leute, die denken, sie wären für ›The Butler‹ zu schlau.« Das offenbar Anstrengende und Angestrengte dieses Films ist nicht das der sogenannten Kunstanstrengung – dieser idiotische Gedanke, das »Gehaltvolle« sei immer das, was unter gar keinen Umständen Spaß machen dürfe. Nein, schwer erträglich ist die kalkuliert intensive Darstellung physischer Folter und Erniedrigung. Die »sinnfällige Einstellung« und die Ästhetisierung der Tortur: Der Protagonist liegt blutend in Ketten, er hängt stundenlang am Strick oder, Gipfel erniedrigender Folter, man zwingt ihn dazu, bei Androhung des Todes selbst eine andere Sklavin auszupeitschen. Nur ein irrsinniger Unmensch käme ja auf die Idee, die Sklaverei, die Folter und die Erniedrigung auch nur im Ansatz zu entschuldigen. Irrsinnige Unmenschen gibt es zwar genug, aber das ist noch keine politisch hilfreiche Feststellung. Man muss die Folter nicht miterlebt haben, um sie abzulehnen. (aha)
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