Bluthendl am Bachufer (IV)
Von Kai PohlDie Kunst – das ist nichtRäson zum Staat,
das istStaat zur Räson zu bringen.
Am Kap trifft Maus auf Iltis,
Assi auf Multi, der am Klimaast sägt,
im Verbund mit der Plastiksau.
Wo der tapfere Esel in lastfreie, senile
Epen investiert, treibt der Elefant die Preise.
Am Packtisch holt ihn Kaufreue ein.
Bezahlt ward mitPayPal, und nun
nix wie weg, mit dem Kellnermesser
aus der Weinstadt Wittenburg
von den technischen Normen, Güte-
und Liefervorschriften zur Turngemeinde
Landshut, vom Lesen zwischen den Zeilen
zum Leben zwischen den Zeiten
und heimwärts mit dem Flaschenöffner
aus der Wasserstadt Güstrow
vom Deutschen Institut für Normung
zum Königlichen Fabrikationsbüro für Artillerie;
über das Lachhaus von Renz und das
Lachshaus Riga in die ausgelutschte
mittelelbische Nudelstadt Riesa;
schwedische Polis trifft griechischen Demos
aufDemo inkognito; diese Straßen
sind heute gesperrt: Dampfgasse,
Kriegspfad, Düsterweg und Niedergang.
Durch den Schrumpfbestand derBibliothek
ungelesener Bücher, umweht von Bleifuß
und Goldrute, rollt die guteheile Familie,
frohgemut unterm Vogelzug,
zurück in die Heimat, die nach Blut-
rache riecht, teuer wie jede Wurst.
*
Sasala, Taburasala,
es ist genug für alle da!
Fisch & Fleisch, Konfekt & Zwiebel,
so steht es in der Mao-Bibel.
Wort des Tages: Wurstsalat.
Eimer Wasser steht parat.
Solidarität jetzt!
Das Verwaltungsgericht Berlin hat entschieden und die Klage des Verlags 8. Mai abgewiesen. Die Bundesregierung darf die Tageszeitung junge Welt in ihren jährlichen Verfassungsschutzberichten erwähnen und beobachten. Nun muss eine höhere Instanz entscheiden.
In unseren Augen ist das Urteil eine Einschränkung der Meinungs- und Pressefreiheit in der Bundesrepublik. Aber auch umgekehrt wird Bürgerinnen und Bürgern erschwert, sich aus verschiedenen Quellen frei zu informieren.
Genau das aber ist unser Ziel: Aufklärung mit gut gemachtem Journalismus. Sie können das unterstützen. Darum: junge Welt abonnieren für die Pressefreiheit!
-
Leserbrief von Onlineabonnent/in Joachim S. aus Berlin (22. Juli 2024 um 08:33 Uhr)Ich erinnere mich der berühmten Frage aus dem Literaturunterricht vergangener Tage: »Was will der Autor uns damit sagen?« Und unserer verzweifelten Versuche nach Antwort auf diese von uns so gehasste Frage. Uns alle quälte damals, warum ein Künstler nicht einfach mitteilen kann, was er mitteilen will. »Nun sag doch endlich, was du willst!« Klar: Manchmal sind Schnörkel recht schön anzusehen und gelten auch als Kunst. Aber ist Kunst nicht viel mehr, Unsichtbares, kaum Fühlbares wirklich sichtbar zu machen? Sichtbares zu verfremden und so zu verschlüsseln, dass man beim Verstehen Gehirnkrämpfe bekommt, ist keine Kunst. Das ist höchstens Politik. Oder schlechtes Handwerk.
Mehr aus: Feuilleton
-
Der bessere Terror
vom 22.07.2024 -
Ein Gespenst in Schwarz
vom 22.07.2024 -
Teilnehmende Beobachtung
vom 22.07.2024 -
Nachschlag: So süß!
vom 22.07.2024 -
Vorschlag
vom 22.07.2024 -
Veranstaltungen
vom 22.07.2024