Der Frieden von innen
Von Gisela SonnenburgMozart und Haydn sind ja lieblich. Aber manchmal schmecken sie einem zu süß, wie Bonbons mit vier Zuckersorten. Dagegen hilft ein Stück des ostdeutschen Komponisten René Hirschfeld. Am Sonnabend abend wurde von ihm ein Minichoral in der »Alten Pfarrkirche« in Berlin-Pankow uraufgeführt, im Rahmen eines Konzerts zweier Klassen der Hochschule für Musik »Hanns Eisler«.
Die Professorin Britta Schwarz hatte zuvor was für ihre Studentinnen zum Singen gesucht: »Was mache ich mit vier Sopranen?« Sie rief Hirschfeld an, den sie seit dem Studium kennt. Ihn inspirierte die Vorgabe: Es sollte um Frieden gehen. Für Hirschfeld muss Friede von innen kommen: »Man kann ihn nicht von außen aufsetzen.«
Die Orgel gibt die ersten Töne für die Uraufführung vor. Dann geht es los. Die kleine Gesangsgruppe steht oben auf der Empore, der Schall hinab ist stark. Es klingt surreal: »Da pacem« (Gib Frieden)! Zweimal wird die »Friedensfürbitte« fast gerufen. Mit g, a, f und wieder g auf einen Schlag. Dann teilen sich die Stimmen. Himmelhochjauchzend wirkt die eine, während die anderen schräge Akkorde dazu bilden.
Der Sound entfaltet eine Kraft, die das ganze Gebäude mit Hall füllt. Manche Töne scheinen in der Luft zu stehen, bohren sich ins Ohr, klingen nach. Kriechen unter die Haut. Man ist den Tränen nahe. Was sind schon drei Tenöre gegen diese geballte feminine Kraft des Bittens?
Wie Züge auf Gleisen laufen die Stimmen parallel, um sich dann zu trennen. Melodiefragmente bilden die einzelnen Phrasen, von Pausen zerteilt. Glaube. Liebe. Hoffnung. Das Ende bleibt offen. Phänomenal.
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