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Aus: Ausgabe vom 11.06.2024, Seite 9 / Kapital & Arbeit
Zukünftige Hauptstadt Indonesiens

Imageschaden für Nusantara

Indonesien: Gleichzeitiger Rücktritt von Behördenchefs nährt Zweifel am neuen Hauptstadtprojekt auf der Insel Borneo
Von Thomas Berger
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Die Zukunft soll glänzend sein: Widodos Megaprojekt hat jedoch vorerst sein Spitzenpersonal eingebüßt

Der Paukenschlag kam zum Monatsbeginn: Der oberste Behördenchef von Indonesiens im Bau befindlicher neuer Hauptstadt Nusantara, Bambang Susantono, und sein Stellvertreter Dhony Rahajoe hatten am 3. Juni zeitgleich ihren Rücktritt erklärt. Gründe für die Abkehr vom 32 Milliarden US-Dollar teuren Megaprojekt nannten sie zunächst nicht. Präsident Joko »Jokowi« Widodo befinde sich im Schadenskontrollmodus, konstatierte die in Singapur herausgegebene englischsprachige Straits Times dazu am Freitag. »Ich glaube, das Investorenvertrauen hat gelitten. Sie hatten schon vorher ihre Zweifel«, wurde Yanuar Nugroho, der frühere Vize­chef des präsidialen Stabes, zitiert. Gründe dafür seien unklare Eigentumsverhältnisse bei den Bauflächen und Intransparenz bei der Verwaltung der neuen Hauptstadt. Die Regierung erklärte, Bauminister und Vizeagrarminister würden die freigewordenen Posten übernehmen. So solle sichergestellt werden, dass die Arbeiten ohne Verzögerungen weiterlaufen.

Nusantara ist ein Prestigeprojekt des scheidenden Präsidenten Widodo. Am Nationalfeiertag, dem 17. August (indonesischer Unabhängigkeitstag, jW), soll die neue Hauptstadt im Süden der Insel Borneo eingeweiht werden, bevor Widodo im Oktober sein Amt an den bereits gewählten Prabowo Subianto übergeben wird. Riesige Summen sind schon investiert und zahlreiche Bauarbeiten in der Tat weit gediehen. Zuletzt erhielt das Projekt aber schlechte Presse. Die Entscheidung Widodos, sein Büro bereits im Juli von Jakarta, das pro Jahr mehrere Zentimeter absinkt, nach Nusantara zu verlegen, entspricht nun dem Bestreben, in die Turbulenzen Ruhe einkehren zu lassen. Und vor allem das Vertrauen privater Investoren zurückzugewinnen.

Doch der Imageschaden ist da. Die Rücktritte würden Zweifel über das Projekt streuen, befand Reuters. Kernfrage sei nun, wie Investoren zu überzeugen seien, dass es keine ernsthaften Probleme gebe. Der diesbezüglich unter Druck geratene Präsident versuchte bei mehreren Grundsteinlegungen für einzelne Bauvorhaben in der vergangenen Woche, die sich mehrenden Zweifel an Zeitplan und Sicherheit der Gesamtfinanzierung zu zerstreuen. 80 Prozent der ersten Bauphase seien vollendet, erklärte Widodo laut Nachrichtenagentur AP.

Doch es fehle an genügend Unterkünften und Restaurants für die ersten 12.000 Staatsbediensteten, die im September umziehen sollen, räumte der Präsident laut der indonesischen Agentur Antara ein. Auch sieben Schulen, darunter eine internationale, gehören zu den laufenden Einzelprojekten. Der »Nusantara Sustainability Hub« soll wiederum Ideen zum grünen Umbau der Wirtschaft entwickeln helfen. Über dieses künftige »Green Silicon Valley« Indonesiens, primär vom Staatskonzern Pertamina und von der Bakrie Group getragen, erhofft man die Ansiedlung etlicher Unternehmen. Angehörige indigener Gemeinschaften sollen dem Hauptstadtprojekt jedoch weichen: Die Umsiedlungen, kurz zuvor noch mit einem Ultimatum behaftet, sollten »im Dialog« und mittels Entschädigung erfolgen, hatte der zurückgetretene Susantono im März nach Kritik von Menschenrechtsgruppen versichert.

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