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Aus: Ausgabe vom 25.05.2024, Seite 5 / Inland
Stahlindustrie in der Krise

Neuer Investor bei Thyssen

Milliardär Křetínský übernimmt Anteile der Stahlsparte. IG Metall kündigt Widerstand an
Von Raphaël Schmeller
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Pfeifkonzert und Buhrufe für die Bosse: Tausende Beschäftigte protestieren am Donnerstag vor der Essener Konzernzentrale

»Jetzt sind wir im Konfliktmodus.« Mit diesen Worten reagierte der Betriebsratsvorsitzende von Thyssen-Krupp, Tekin Nasikkol, auf die Entscheidung des Aufsichtsrats vom Donnerstag abend, dem geplanten Teilverkauf der Stahlsparte des Unternehmens zuzustimmen. Demnach wird die Energieholding EPCG des tschechischen Milliardärs Daniel Křetínský 20 Prozent der Anteile von Thyssen-Krupp Steel Europe übernehmen. Gespräche über den Erwerb von weiteren 30 Prozent der Anteile mit dem Ziel der Gründung eines paritätischen 50/50-Joint-Ventures sollen bereits im Gange sein.

Die Entscheidung fiel nach Angaben der IG Metall gegen die Stimmen der Beschäftigtenvertreter im Gremium und dank der Doppelstimme des Aufsichtsratsvorsitzenden Siegfried Russwurm. Wenige Stunden zuvor hatten Tausende Beschäftigte vor der Essener Konzernzentrale gegen das Vorhaben protestiert, Vorstandschef Miguel López erneut Intransparenz vorgeworfen und ein klares Konzept gefordert. Als López vor die Metaller trat und ihnen zurief, der Deal sei »ein wichtiger Schritt für die Wettbewerbsfähigkeit« und »ohne Einschnitte« gehe es nicht, erntete er ein Pfeifkonzert und laute Buhrufe.

Die Belegschaft fürchtet Entlassungen und fordert Standortgarantien. Die IG Metall wirft dem Konzernvorstand zudem vor, die Beschäftigtenseite bereits bei der Anbahnung der Vereinbarung mit EPCG übergangen zu haben – sie kündigte nun »Widerstand« gegen das Vorhaben an.

Die Zukunft des größten deutschen Stahlkonzerns mit seinen rund 27.000 Beschäftigten ist seit Jahren in der Schwebe. Pläne für einen Börsengang scheiterten ebenso wie ein Joint Venture mit Tata Steel Europe oder ein Verkauf an den Konkurrenten Liberty Steel. Thyssen-Krupp Steel Europe ist stark auf Kunden aus der derzeit schwächelnden Autoindustrie ausgerichtet. Konkurrenten aus Fernost sowie hohe Rohstoff- und Energiepreise machen dem Konzern zu schaffen. Zudem steht der Umbau zu einer klimaneutralen Produktion an.

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