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Aus: Ausgabe vom 13.05.2024, Seite 14 / Leserbriefe

Aus Leserbriefen an die Redaktion

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»Leider ein Faktum«

Zu jW vom 3.5.: »›Im Licht von Gottes Verheißung‹«

Als katholischer Religionslehrer aus Österreich habe ich mit großem Interesse die Analyse des konfessionellen Religionsunterrichts in Deutschland gelesen und komme dabei nicht um ein paar Anmerkungen umhin: Die darin beklagte »unzulässige Indoktrination« ist (zumindest hierzulande) leider ein Faktum, das viele Unterrichtsfächer betrifft. Aus mittlerweile jahrzehntelanger Erfahrung im Umgang mit »Ethik« unterrichtenden KollegInnen weiß ich, dass auch hier die Bandbreite von atheistisch über antiklerikal (weil von der Kirche enttäuscht) bis hin zu durch die Hintertür eingeschleusten evangelikalen Standpunkten (mit typischer Haltung zum aktuellen Nahostkonflikt) reicht. Wertfrei und neutral ist wohl nur die trockene Mathematik. Besonders in der Coronazeit musste ich leider feststellen, dass Kinder und Jugendliche nicht zum kritischen Hinterfragen der Realität animiert wurden – ganz im Gegenteil.

Gerade Religionslehrkräfte sind aufgrund einer gewissen Distanz zu staatlichen Autoritäten, weil inhaltlich der jeweiligen Religionsgemeinschaft verantwortlich, nicht selten ein kritischer Stachel im Bildungssystem. Themen wie Gerechtigkeit, kritischer Umgang mit Medien oder die Nord-Süd-Problematik finden (leider oft nur) im Religionsunterricht Platz. Der Arche-Noah-Geschichte »Grausamkeit« zu attestieren, ist in Zeiten, in denen Kinder am Handy ständig brutale Online-Games spielen, wohl etwas übertrieben: Wer im Text nachliest, stellt fest, dass hier keine Rede von einem »aufgrund fehlenden Respekts nach Rache dürstenden Gott« ist, sondern, dass die Katastrophe (logische) Folge von Ungerechtigkeit und Hartherzigkeit der Menschen ihren Mitmenschen gegenüber ist. Dass sich der Mensch beim Betreten der Arche mitten in die Tierschar einreiht und nicht an der Spitze vorangeht, mag auch eine wohltuende Absage an allzu anthropozentrisches Denken sein. Letztlich ist es eine zeitlose Geschichte von Untergang, Rettung und Neubeginn. »Auferstanden aus Ruinen« sozusagen …

Kurt Neumeyr, St. Pölten

»Ohne Skrupel«

Zu jW vom 10.5.: »Zeitung unterm Stiefel«

Politiker und ihre Helfershelfer haben in Berlin ihre Instrumente der Wertegesellschaft mit brachialer Gewalt gegen ein würdiges Gedenken zum Tag der Befreiung vom Faschismus eingesetzt. Ohne Skrupel und bar jedwedes Geschichtsverständnisses untersagten sie eine öffentliche Bekundung mit dem Volk, das 27 Millionen Opfer bei der Abwehr und der Vernichtung der faschistischen Eroberer gebracht hat. In der Sowjetunion wurden 1.700 Städte und 70.000 Dörfer, Betriebe, Kulturgüter sowie die gesamte Infrastruktur im europäischen Teil zerstört. Mit einem beispiellosen Verdikt wird die Erinnerungskultur im Sinne der in Berlin herrschenden Kriegstreiber bevormundet, und Menschen werden stigmatisiert. Empörend das Vorgehen gegenüber Menschen, die ehrlichen und aufrichtigen Herzens der Toten und Opfer des Großen Vaterländischen Krieges sichtbar gedenken. Mit fadenscheinigen, durchsichtigen und nicht nachvollziehbaren Argumenten schritten Beamte gegen das im Grundgesetz verankerte Recht der Pressefreiheit ein. Gegen die Wahrheit auf Seite eins der jungen Welt vom Tag der Befreiung wurde unzulässigerweise vorgegangen. Sinnbildlich wurde damit der sowjetische Befreier vom Faschismus vom Dach des Reichstages gestürzt.

Raimon Brete, Chemnitz

»Treue Fans«

Zu jW vom 4./5.5.: »Das Lachen nicht verlernen«

Es ist ein weiterer Fall von Unterdrückung kritischer Meinungen. Die BRD bewegt sich immer schneller in die Richtung, die man z. B. Russland oder China immer andichtet. Was wäre das für ein Gejammer, wenn so etwas dort passieren würde? (…)

Aber Wenzel sollte sich keine Sorgen machen. Die Kampagne vom letzten Jahr gegen Tino Eisbrenner hat ihm so viele Auftritte beschert, dass er nicht nachkommt. Hans-Eckardt, lass Dich nicht verbiegen (daran glaube ich eh nicht). Du hast genügend treue Fans, und es wird auch alternative Auftrittsorte geben, ich kenne da viele, die kein Problem mit Dir haben werden.

Andreas Eichner, Schönefeld

»Passt leider in die Zeit«

Zu jW vom 4./5.5.: »Das Lachen nicht verlernen«

Menschen wie der Künstler und Sänger Hans-Eckardt Wenzel geben in dieser wirren und irren Zeit Halt und Kraft. Wenzel nennt Missstände Missstände, Unrecht Unrecht, spricht unangepasst und mutig Wahrheiten aus, prangert an, was unwahr und einseitig ist und in der Gesellschaft schiefläuft. Er unterwirft sich keinem Herrscherdenken und nicht des Volkes Vorurteilen. Gelassen und überzeugend antwortet er denen, die ihn anfeinden und zu demütigen versuchen, erweist sich ihnen in seinem Wissen, im Demokratieverständnis und in seiner Menschlichkeit haushoch überlegen. Dass ein solcher Mann ausgegrenzt werden soll, passt leider in die Zeit.

Klaus Müller, Lugau, OT Ursprung

»Giftcocktail für alle«

Zu jW vom 8./9.5.: »Todfeind der Gleichheit«

Dieser Artikel ist so ungeheuer wichtig, weil uns die Stanzen, die Hayek damals formulierte, Tag für Tag als neueste und modernste Erkenntnisse der ökonomischen Wissenschaften um die Löffel gehauen werden. Insbesondere die FDP gefällt sich darin, ständig über eine Freiheit zu schwafeln, die das Kapital von jeglicher sozialen Verantwortung befreien würde. Andere stehen ihr kaum nach. All diese Redereien laufen auf dasselbe hinaus: Ihre Freiheit bedeutet letztlich nur die Möglichkeit, alle Grenzen zu schleifen, die es für die Ausbeutung noch gibt. Hayeks Prinzipien sind ein wahrer Giftcocktail für alle Länder, in denen die Menschengerechtigkeit des Lebens wenigstens noch im Kleingedruckten steht. Seine Rezepte sind gut für den Weg in den Untergang alles Menschlichen in der Gesellschaft. Seine Losung ist: »Vorwärts in die Vergangenheit!« Follower hat er in der aktuellen Politik ausreichend. Es tut gut, dass Ingar Solty ihnen die Maske vom Gesicht reißt.

Joachim Seider, Berlin

Wertfrei und neutral ist wohl nur die trockene Mathematik.

Solidarität jetzt!

Das Verwaltungsgericht Berlin hat entschieden und die Klage des Verlags 8. Mai abgewiesen. Die Bundesregierung darf die Tageszeitung junge Welt in ihren jährlichen Verfassungsschutzberichten erwähnen und beobachten. Nun muss eine höhere Instanz entscheiden.

In unseren Augen ist das Urteil eine Einschränkung der Meinungs- und Pressefreiheit in der Bundesrepublik. Aber auch umgekehrt wird Bürgerinnen und Bürgern erschwert, sich aus verschiedenen Quellen frei zu informieren. Denn nicht allen lernen die junge Welt kennen, da durch die Beobachtung die Werbung eingeschränkt wird.

Genau das aber ist unser Ziel: Aufklärung mit gut gemachtem Journalismus. Sie können das unterstützen. Darum: junge Welt abonnieren für die Pressefreiheit!