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Aus: Ausgabe vom 10.05.2024, Seite 15 / Feminismus
Gleichstellung

Beschäftigungsquote von Müttern stagniert

Studie: Langsamer Anstieg bei lohnarbeitenden Frauen mit kleinen Kindern. Teilzeit dominiert
Von Ina Sembdner
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Mühsam nährt sich das Eichhörnchen. Auch wenn sich die Beschäftigungsquote von Müttern mit jüngeren Kindern auf einem Höchststand befindet, ist bei der Lastenverteilung beim zweiten Elternteil – in einer klassisch heterosexuellen Beziehung dem Vater – »noch viel Luft nach oben«. Zu diesem Ergebnis kommt die in dieser Woche veröffentlichte Studie vom Institut für Demoskopie Allensbach und der Prognos AG nach Auswertung von jüngsten Daten des Statistischen Bundesamts. Demnach waren im vergangenen Jahr 74 Prozent der Mütter mit jüngstem Kind zwischen drei und sechs Jahren erwerbstätig, 54 Prozent waren es mit einem Kind zwischen eins und drei. Im Zehnjahresvergleich ergibt sich für die erste Gruppe eine Steigerung um vier Prozentpunkte, bei Müttern mit mindestens einem Kind der jüngsten Altersgruppe um fünf. Interessant ist, dass es in den fünf Jahren zuvor – also zwischen 2008 und 2013 – eine weitaus deutlichere Steigerung gab: von 64 auf 70 Prozent in der ersten Gruppe und von 41 auf 49 Prozent in der zweiten. Es geht also wieder langsamer voran.

Dabei arbeitet die Mehrheit der Mütter nach wie vor in Teilzeit – auch wenn die Zahl der Arbeitsstunden gestiegen ist. Während 2008 noch elf Prozent der Mütter mit Kindern zwischen drei und sechs Jahren bis zu 36 Stunden in der Woche arbeiteten, waren es 2023 bereits 20 Prozent. Bei Müttern mit noch jüngeren Kindern liegt die Quote aber nach wie vor bei elf Prozent – und damit auf dem Niveau von 2013. Das korreliert mit dem mangelnden Ausbau von Betreuungsplätzen für kleine Kinder. Laut einer Bertelsmann-Studie aus dem vergangenen Herbst fehlen in Deutschland trotz Rechtsanspruchs auf einen Betreuungsplatz rund 430.000 Kitaplätze. Das läuft dann wiederum darauf hinaus, dass Mütter durchschnittlich drei Stunden und 48 Minuten gegenüber zwei Stunden und elf Minuten bei den Vätern für Sorgearbeit aufwenden müssen. Annähernd gleich aufgeteilt ist das zeitliche Engagement lediglich im Bereich Spiel und Sport. Und dafür, dass sich Männer einbringen, erhalten sie »viel Zuspruch«, wie es in der Studie mit dem Titel »Väter im Rampenlicht, Mütter im Stress« heißt.

Die Chefin des Sozialverbands Deutschland, Michaela Engelmeier, nannte die Erwerbsquoten von Müttern »besorgniserregend«. Zusammen mit der hohen Teilzeitquote seien sie »ein Grund für die niedrigen Renten von Frauen«, sagte Engelmeier der dpa. Wenn die Politik Altersarmut bekämpfen wolle, müsse sie hier ansetzen. Grundvoraussetzungen für einen Wandel seien ein Ausbau von Betreuungsplätzen und mehr Freiräume für Paare, sich nach der Geburt eines Kindes gemeinsam um den Nachwuchs zu kümmern. Engelmeier forderte die Bundesregierung dazu auf, die im Koalitionsvertrag verankerte »Familienstartzeit« endlich auf den Weg zu bringen. Die soll es Vätern ermöglichen, sich künftig nach der Geburt eines Kindes eine zweiwöchige bezahlte Auszeit zu nehmen – ohne dafür extra Urlaub oder Elternzeit beantragen zu müssen. Das Problem: Der entsprechende Regierungsbeschluss hängt seit längerem fest. Hinter den Kulissen gibt es Streit um die Finanzierung des Vorhabens. Kapitalvertreter wollen eine finanzielle Mehrbelastung für ihre Unternehmen verhindern. Die dauerhafte Mehrbelastung von Frauen und Müttern geht indes weiter.

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