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Aus: Ausgabe vom 07.05.2024, Seite 3 / Schwerpunkt
Indopazifik

Manöver gegen die Volksrepublik

Überdimensionierte Kriegsübungen rund um China stehen bevor. Außenministerin Baerbock sondiert vor Ort
Von Jörg Kronauer
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Machtanspruch im Südchinesischen Meer: Erste gemeinsame Übung der USA, Japans, Australiens und der Philippinen im April

Die Dimensionen der Manöver, an denen die Kriegsschiffe und die Militärflugzeuge der Bundeswehr auf ihrer diesjährigen Asien-Pazifik-Fahrt teilnehmen, sind gewaltig. »Rimpac 2024« etwa (Rim of the Pacific, Randgebiete des Pazifik) ist eines der größten Marinemanöver der Welt. Unter Führung der USA nehmen an der Kriegsübung bei Hawaii laut Angaben der Bundeswehr rund 25.000 Militärs aus – bislang – 26 Staaten mit 40 Schiffen und 44 Kampfjets teil. Die Bundeswehr stellt neben der Fregatte »Baden-Württemberg« und dem Einsatzgruppenversorger »Frankfurt am Main« drei »Eurofighter« und einen Militärtransporter A400M. Wird die Marine die Seekriegsführung über Wasser, die U-Boot-Jagd und den Kampf gegen Ziele an Land proben, so übt die Luftwaffe insbesondere den Schutz eines US-Flugzeugträgers vor feindlichen Angriffen. Wohin ein US-Flugzeugträger bei Hawaii im Kriegsfall fahren würde, ist klar. Trainieren will die Luftwaffe zudem Angriffe auf Inseln, auf denen ein feindlicher Staat Radaranlagen installiert hat. Solche Anlagen hat etwa China auf Inseln im Südchinesischen Meer installiert.

Gewaltige Dimensionen hat auch »Pitch Black 2024«, das alle zwei Jahre durchgeführte größte Manöver der Luftstreitkräfte Australiens mit internationaler Beteiligung. Angekündigt sind bislang mehr als 100, laut Auskunft der Bundeswehr womöglich sogar 150 Luftfahrzeuge aus mehr als einem Dutzend Staaten; von mindestens 2.500 teilnehmenden Soldaten ist die Rede. Erstmals wird eine Einheit der philippinischen Luftwaffe aktiv an der Übung teilnehmen – eine Konsequenz aus der außen- und militärpolitischen Unterordnung unter die USA, die die Regierung in Manila seit rund zwei Jahren betreibt. Als Basen für »Pitch Black 2024« werden die zwei Luftwaffenstützpunkte Darwin und Tindal im Norden Australiens fungieren, die China am nächsten liegen. Die US Air Force hat in den vergangenen Jahren ihre Präsenz dort auszubauen begonnen; Nordaustralien gilt als sichere Rückzugsbasis für Operationen gegen die Volksrepublik. Auch damit hat der Einflusskampf um die pazifische Inselwelt zu tun, der in den vergangenen Tagen Außenministerin Annalena Baerbock nach Fidschi getrieben hat: Gelänge es China, sich auf Australien nahegelegenen Inselstaaten Militärbasen zu sichern, wäre die Rückzugsbasis Australien nicht mehr sicher. Freilich gibt es keinerlei Hinweise darauf, dass Beijing solche Militärstützpunkte tatsächlich errichten will.

Große Dimensionen wird schließlich wohl auch »Tarang Shakti 1« annehmen, das bislang größte internationale Luftwaffenmanöver Indiens, das in der ersten Augusthälfte stattfinden wird. Beteiligen wollen sich laut aktuellem Stand Deutschland, Frankreich, Großbritannien, die Vereinigten Staaten, Australien und Japan. Die Übung gilt als Vorbereitung auf eine mögliche Eskalation des Konflikts zwischen China und Indien. Neu-Delhi kooperiert zwar, etwa im BRICS-Rahmen, eng mit Beijing, die alte indisch-chinesische Rivalität ist aber keinesfalls überwunden. Und auch wenn Indien als eigenständige Macht nicht bereit ist, die Kooperation mit Russland auf Druck des Westens zu beenden, hält es, um sich gegenüber China zu stärken, an seiner – auch militärischen – Kooperation mit dem Westen fest.

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