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Aus: Ausgabe vom 29.04.2024, Seite 16 / Sport
Eishockey

Sie sind wieder da

Am Freitag gewannen die Eisbären Berlin in Bremerhaven zum zehnten Mal die deutsche Eishockeymeisterschaft
Von Andreas Müller
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Alle zehne: Goldrausch in der DEL

Auf den Trikots der Berliner Eisbären wird es zunehmend enger. Nach dem jüngsten Titelgewinn in der Deutschen Eishockeyliga (DEL) muss ein zehnter Stern aufgenäht werden. Im fünften Finalspiel gegen die Pinguine aus Bremerhaven machten die Hauptstädter ihren Jubiläumstriumph am vergangenen Freitag in Spiel fünf der Serie mit einem 2:0-Sieg auf gegnerischem Eis perfekt. Gestartet waren die Berliner in die Finalserie mit einer 2:4-Niederlage in Bremerhaven, der zu Hause vor 14.200 Zuschauern ein 5:3-Sieg folgte. Es folgten auswärts im längsten Endspiel der DEL-Geschichte ein 2:1-Erfolg in der zweiten Overtime (98. Spielminute) sowie ein 4:1 in Spiel vier vor heimischer Kulisse. Mit seiner zehnten Meisterschaft egalisierte der neue Champion den Rekord des Sportclubs Riessersee, dem dieses Kunststück zwischen 1927 und 1981 gelang. Die Eisbären benötigten für ihre Titelsammlung in der 1994 ins Leben gerufenen DEL seit ihrem Erstling 2005 lediglich 19 Jahre.

»Ich bin dermaßen stolz auf meine Spieler. Ich könnte nicht glücklicher sein. Wir sind wieder zurück«, jubelte Trainer Serge Aubin beim TV-Sender Magenta Sport in Anspielung auf die verkorkste Eiszeit 2022/23, als der wie immer hoch gehandelte Mitfavorit nicht einmal die Play-offs erreichte. Nach dieser Enttäuschung war der jüngste Coup seines Teams für den 49jährigen mit 374 NHL-Einsätzen als Spieler zugleich eine sehr persönliche Genugtuung, nachdem er sich 2021 und 2022 an der Spree buchstäblich als Meistertrainer etabliert hatte. Der Klub hielt trotz des sportlichen Desasters in der Vorsaison an dem Kanadier als Chef hinter der Bande fest und wurde nun fürs Vertrauen belohnt. Inzwischen soll sein Kontrakt bis 2026 verlängert worden sein.

Bremerhavens Sportdirektor Alfred Prey hatte gegenüber jW schon vor dem ersten Endspiel-Bully die sportlichen Kräfteverhältnisse nüchtern eingeschätzt: »Wir sind der Underdog. Es ist völlig klar, dass allein die große Erfahrung für die Eisbären spricht und natürlich auch ihr Kader.« Um seinen Klassegoalie Jake Hildebrand ist das Team mit Auswahlcracks wie Lean Bergmann, Tobias Eder, Jonas Müller, Marcel Noebels, Leonhard Pföderl, Frederik Tiffels, Manuel Wiederer oder Kapitän Kai Wissmann gespickt. Pföderl war es auch, der zum wertvollsten Spieler dieser packenden Endspielserie gekürt wurde.

Folgerichtig wird Bundestrainer Harold Kreis bei der am 10. Mai startenden Weltmeisterschaft in Tschechien vor allem auf die Berliner setzen. Genauer: auf die Eisbären-Spieler aus dem Osten der Metropole. Schließlich hat der Eishockeysport dort die vormalige Dynamo-Ära erfolgreich fortgeschrieben, während die ehedem weit prominenteren Preußen bzw. später Capitals aus dem Westen der Stadt inzwischen von der sportlichen Landkarte verschwunden sind.

Womöglich wäre den Hohenschönhausenern ein ähnliches Schicksal beschieden gewesen, hätte vor dreißig Jahren nicht die Anschutz Entertainment Group aus den USA sich für ein Engagement just an diesem Standort entschieden – samt Übernahme des damaligen Schuldenberges und der Belebung einer Industriebrache am Ostbahnhof durch den Neubau einer hochmodernen neuen Spielstätte. Parallel dazu blühten nach 1990 auch andere Eishockeystandorte im Osten neu auf. Die Eispiraten Crimmitschau stießen in der DEL 2 jüngst bis ins Halbfinale vor. Ebenso gehören die Derbys zwischen den Lausitzer Füchsen aus Weißwasser und den Dresdner Eislöwen sehr zur Freude ihrer Fans seit Jahren wie selbstverständlich zum Spielplan in der zweithöchsten Liga am Puck.

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