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Aus: Ausgabe vom 29.04.2024, Seite 8 / Ansichten

Geschäftstüchtiger des Tages: Michael O’Leary

Von Kristian Stemmler
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Michael O’Leary, Chef der Billigfluggesellschaft Ryanair, hat einen Horror vor leeren Sitzen in seinen Flugzeugen. Moralische Bedenken hat er dagegen keine …

Wie Karl Marx bereits vor mehr als 150 Jahren konstatierte, hat das Kapital »einen Horror vor Abwesenheit von Profit oder sehr kleinem Profit, wie die Natur vor der Leere«. Ist die Rendite hoch genug, fügte er hinzu, »stampfe es alle menschlichen Gesetze unter seinen Fuß«. Der Kapitalist Michael O’Leary zum Beispiel, Chef der Billigfluggesellschaft Ryanair, hat einen Horror vor leeren Sitzen in seinen Flugzeugen. Moralische Bedenken hat er dagegen keine.

In der Nacht zum Dienstag hatte das britische Parlament das skandalöse Vorhaben von Premier Rishi Sunak gebilligt, Asylsuchende ungeachtet ihrer Herkunft en bloc nach Ruanda abzuschieben. O’Leary war flugs zur Stelle: Gegenüber der Agentur Bloomberg erklärte er, die Migranten mit seiner Flotte transportieren zu wollen – allerdings nur im Winter. Wenn man dann freie Flugzeuge zur Verfügung hätte, »würden wir gerne ein Angebot abgeben«, so der Ire.

Gerne wird O’Leary als »Enfant terrible« der Luftfahrtbranche bezeichnet, was angesichts seiner oft vor Inhumanität strotzenden Äußerungen reichlich beschönigend ist. So erwog er einst eine Extragebühr für Übergewichtige und bekundete, niemand wolle im Flieger neben einem »fatty« sitzen. Ein anderes Mal sagte er über Beschäftigte, sie seien »unser größter Kostenblock« und viele »so faul, dass wir sie ständig in den Hintern treten müssen«. Gewerkschaften hält er für überflüssig, die Umwelt interessiert ihn einen Dreck.

Mit seinem Angebot eines Abschiebeshuttles nach Ruanda erweist Michael O’Leary sich erneut als skrupelloser Geschäftemacher und würdiger Nachfolger der britischen Sklavenhändler, die das Empire reich gemacht haben – und die Marx übrigens im erwähnten Zitat als Beleg für die moralische Verdorbenheit des Kapitals heranzog.

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