4. Mai, Diskussion zu Grundrechten
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Aus: Ausgabe vom 22.04.2024, Seite 7 / Ausland
Krieg gegen Gaza

Flottilla bereit für Gaza

Istanbul: Schiffskonvoi mit Hilfsgütern, Aktivisten und Politikern will Blockade durchbrechen. Start und Ausgang des Unterfangens sind offen
Von Carmela Negrete
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Alles startklar: Jetzt fehlt nur noch die behördliche Erlaubnis zum Auslaufen (Istanbul, 19.4.2024)

Die Vorbereitungen in der türkischen Metropole Istanbul laufen auf Hochtouren: In wenigen Tagen wollen Hunderte Aktivisten aus 30 Ländern erneut mit einer Freedom Flotilla in Richtung Palästina aufbrechen. Mit mehreren Schiffen soll die israelische Blockade durchbrochen, sollen dringend benötigte Güter in den Gazastreifen gebracht werden. »Es handelt sich um rund 5.500 Tonnen Lebensmittel und Hilfsgüter«, konkretisierte Teilnehmerin Nerea Fernández gegenüber jW. »Wir sind quasi menschliche Schutzschilde«, sagte die Abgeordnete der Vereinigten Linken (IU) im Parlament der spanischen Region Extremadura, die nicht glaubt, dass die Flotilla von Israel durchgelassen wird. »Entweder werden sie uns ruhig nach Ägypten umleiten oder sie werden auf das Schiff steigen, uns festhalten, verhaften und bestrafen«, fürchtet Fernández.

Denn genau das passierte 2010 – mit tödlichem Ausgang. In einer ähnlichen Aktion hatte die Freedom Flotilla Coalition damals versucht, mit der Mavi Marmara den Gazastreifen zu erreichen: Zehn Menschen wurden von der israelische Armee bei der Razzia auf dem Schiff getötet, drei Dutzend schwer verletzt. Um für alles gewappnet zu sein, erklärte das Bündnis am Freitag, dass die Teilnehmenden drei Tage lang ein Gewaltfreiheitstraining absolvieren, »bei dem sie mögliche Szenarien durchspielen und verschiedene Strategien und Taktiken erlernen, um sich und andere im Falle eines Angriffs zu schützen«.

Aus Spanien sind auch die Abgeordnete der linken Partei Podemos, Martina Velarde, die frühere Bürgermeisterin von Barcelona, Ada Colau, und Pablo Elorduy von der Tageszeitung El ­Salto mit an Bord. Colau nehme an der gewaltfreien Flottille teil, »weil unsere Regierungen nicht auf die Forderung des Volkes hören, Israels barbarische Verbrechen gegen die Menschheit zu stoppen«. Elliot Adams, Expräsident der Veterans for Peace und ehemaliger US-Fallschirmjäger wies auf die Mitschuld der US-Regierung hin: »Israel versucht mit Unterstützung der USA, gegen die Palästinenser im Gazastreifen eine ethnische Säuberung durchzuführen, sowohl durch Aushungern als auch durch direkte Gewalt. Dies ist eine humanitäre Krise, und wir müssen versuchen, sie zu beenden, indem wir die Belagerung aufheben.«

An der Spitze der Koalition aus zwölf Organisationen steht die türkische Stiftung für humanitäre Hilfe (IHH), die schon 2010 die Flottille organisierte. In einer Erklärung warnte die IHH davor, dass Hunger und Krankheiten mehr Leben fordern könnten als die Bombardierung. Zudem betont die Stiftung, dass »israelische Militär- und Politikführer wiederholt ihre Absicht erklärt haben, die gesamte Bevölkerung des Gazastreifens kollektiv zu bestrafen, einschließlich der Verweigerung von Nahrung, Wasser und anderer lebenswichtiger Hilfe«. Israels Kontrolle über die humanitäre Hilfe lehnen sie ab, sowie »jegliche israelische Inspektion unserer Fracht«. Das würden sie nur Dritten erlauben. In Israel hofft man demgegenüber, dass die Flottille, deren Start bereits mehrmals verschoben wurde, überhaupt nicht auslaufen kann. Das hatte der Sender Channel 12 am Donnerstag abend unter Verweis auf nicht genannte israelische Beamte berichtet.

Neben der Flottille und den weltweiten Demonstrationen für ein Ende des Krieges gibt es in den USA aktuell Besetzungen und Proteste an Universitäten. Auf dem Campus der Columbia-Universität in New York begannen Studenten und Dozenten ihre Sitzblockade am Mittwoch mit dem Aufbau von Zelten und dem Aufstellen von Schildern. Sie protestieren gegen »fortgesetzte finanzielle Investitionen in Unternehmen, die von der israelischen Apartheid, dem Völkermord und der militärischen Besetzung Palästinas profitieren«, wie es in einer Mitteilung der Columbia University Apartheid Divest hieß, einer von Studenten geleiteten Koalition von mehr als 100 verschiedenen Organisationen. Nachdem das Camp am Donnerstag gestürmt worden war und mehr als 100 Personen festgenommen wurden, tauchten Zelte und Besetzungen auf Universitätsgeländen im ganzen Land auf. In New York solidarisierte sich am Freitag die US-Schauspielerin Susan Sarandon mit den Studenten: »Insbesondere an einem Ort der Bildung und angeblich hoher Gedanken sollte man nicht rassistisch und intolerant angegriffen werden. Das ist inakzeptabel. Es gibt viele Menschen, die mit euch sind, mich eingeschlossen.«

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