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Aus: Ausgabe vom 19.04.2024, Seite 9 / Kapital & Arbeit
Arbeitskampf

Warten auf den Austrian-Airlines-Streik

Beschäftigte der Lufthansa-Tochter lehnen Angebot ab. Konzern nicht verhandlungsbereit
Von Dieter Reinisch, Wien
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Geparkte Flugzeuge der Austrian Airlines (AUA) am Flughafen Wien-Schwechat

In Österreich hat die Gewerkschaft Vida über ein verbessertes Angebot der Lufthansa-Tochter Austrian Airlines (AUA) abstimmen lassen, das Ergebnis, das am Dienstag verkündet wurde, war eindeutig. Bei 88 Prozent Beteiligung lehnten 90 Prozent des Bordpersonals das Angebot ab. Von den 1.000 Piloten und 2.500 Flugbegleitern des AUA sind mehr als 60 Prozent in der Gewerkschaft organisiert.

Zuletzt hatte das AUA-Bordpersonal in der Woche vor Ostern für 36 Stunden die Arbeit niedergelegt. Laut Vida liegen die Löhne 40 Prozent unter denen der Kollegen in Deutschland, auch die Schweizer Airline Swiss zahle deutlich besser.

Vor dem jüngsten Ausstand hatte das Unternehmen nach 17 Verhandlungsrunden ein Plus von 18 Prozent angeboten, für Kopiloten sogar 28 Prozent. Aber Vida sprach umgehend von einer Mogelpackung. Das Angebot beziehe sich auf eine Laufzeit von zwei Jahren und beinhalte Einmalzahlungen, die die Gewerkschaft grundsätzlich ablehnt. Unter dem Strich liege es unterhalb der Inflationsrate.

Die Bekanntgabe weiterer Kampfmaßnahmen allerdings blieb bis zum Redaktionsschluss dieser Ausgabe am Donnerstag aus. Am Mittwoch erklärten Gewerkschaftsvertreter gegenüber Journalisten, sie bevorzugten eine Verhandlungslösung und hofften auf weitere Gespräche mit der AUA. Ob es dazu kommen wird, ist fraglich. Der AUA-Vorstand zeigt seit Wochen keine Verhandlungsbereitschaft und lässt nur immer wieder ausrichten, dass er »die Fluglinie und den Standort Wien durch die Streiks in Gefahr« sieht.

Ob derzeit Gespräche zwischen Vida und AUA-Management laufen, dazu gibt es widersprüchliche Angaben. Die Aussage der Vida, dass seit Dienstag »Tag und Nacht verhandelt wird«, sei unrichtig, erklärte AUA-Sprecherin Sophie Matkovits am Mittwoch dem Standard. Das Unternehmen sei jedoch grundsätzlich gesprächsbereit. Eine Bitte um Aufklärung seitens jW ließ Vida bis zum Redaktionsschluss unbeantwortet.

Vida könnte durch die harte Haltung des Unternehmens zu einem Streik gedrängt werden, den die Gewerkschaft gar nicht führen will. Ähnlich erging es im Herbst schon anderen Teilgewerkschaften des Österreichischen Gewerkschaftsbunds (ÖGB) bei Kollektivverhandlungen.

Sollte es keine Einigung geben, könnte AUA demnächst damit beginnen, sein Angebot an Kurzstreckenflügen zusammenzustreichen, mutmaßte der österreichische Luftfahrtexperte Kurt Hofmann am Donnerstag im öffentlich-rechtlichen ORF. Das wäre allerdings riskant, weil es sich oft um Zubringerflüge handle und Passagiere möglicherweise Langstreckenflüge der AUA verpassen würden. Eine Verschärfung der Arbeitskämpfe gehe mit größerer Unsicherheit für die Kunden einher: »Wir wissen ja nicht, wann die nächste Betriebsversammlung ist oder was auch immer sein wird. Oder ob ein Streik ist …« Wer dauerhaft um seine Flugverbindung bangen müsse, buche im Zweifel bei der Konkurrenz, an der es in Wien nicht mangle.

Auch die Industriellenvereinigung ist in Sorge um die Lufthansa-Tochter. Sprecherin Marlena Mayer wies am Dienstag darauf hin, dass der Mutterkonzern seit längerem damit drohe, die Fluglinie im Falle eines eskalierten Arbeitskampfes aus Wien abzuziehen. »Damit gefährdet man die Zukunft sowie die Existenz des österreichischen Aushängeschilds im Luftverkehr.«

Mit einem Passagieraufkommen von knapp 30 Millionen Fluggästen gehörte der Flughafen Wien-Schwechat in den vergangenen Jahren zu den 15 größten Flughäfen Europas.

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