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Aus: Ausgabe vom 17.04.2024, Seite 10 / Feuilleton

Eckhold, Schrade, Hauff & Henkler

Von Jegor Jublimov
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Deutschland in den 90ern: Es singen Monika Hauff und Klaus-Dieter Henkler

»Aus einem unbelebten Gegenstand durch Animation einen Charakter zu formen fand ich immer spannend«, sagte Barbara Eckhold (die auch mal Thieme hieß) über ihren Beruf als Trickfilmerin. Sie kam am 16. April vor 80 Jahren in Dresden zur Welt. Die Familie floh aus ihrer Heimatstadt wegen der verheerenden Bombenangriffe im Februar 1945. Dass ihre Familie in Pirna eine neue Bleibe fand, war ein Glücksfall, denn hier kam sie mit elf Jahren zum Pionierfilmstudio. Sie probierte sich aus, fand Trickfilm besonders reizvoll, vor allem mit Puppen. Der in Prag lebende Jiří Trnka war ein weltweit anerkannter Puppentrickregisseur, und Eckhold bekam die Chance, in Prag zu studieren. Doch im Zuge des »Prager Frühlings« wurde sie 1968 in die DDR zurückgerufen, wo sie ihr Studium beendete. Mit Kollegen aus dem Nachbarland hat sie im Dresdner Defa-Trickfilmstudio gelegentlich zusammengearbeitet, so in der Serie um den Berggeist »Rübezahl« (1975–1977) und in »Die schwarze Burg« (1987). Über Schildkröten schuf sie 1978 und 1988 zwei philosophisch angehauchte Filme, einen Puppen- und einen Flachfigurenfilm.

Dass die originellen Zeichnungen von Horst Schrade in einen Film Eingang fanden, ist nicht bekannt. Der mit knapp 90 Jahren verstorbene Ostpreuße wäre am 16. April 100 Jahre alt geworden. Er war einer der produktivsten Karikaturisten der DDR. Aus dem Eulenspiegel und dem Vorläufer Frischer Wind sind rund 3.000 Zeichnungen (und auch einige Titelblätter) von ihm bekannt. Er sorgte 25 Jahre lang in der Kinderzeitschrift Frösi für Fröhlichkeit. Von 1954 bis 1990 zeichnete er für die Reichsbahn-Kundenzeitung Fahrt frei, aber auch der Jungen Welt lieferte er von 1964 bis 1975 freche Politkarikaturen.

Schrade war im Krieg als Matrose nach Dänemark desertiert, wurde nach Kriegsende Neulehrer, bevor er bei Könnern wie Arno Mohr und Werner Klemke Grafik studierte. Hier lernte er, mit knappem Strich konkrete Situationen zu umreißen. Sein Karikaturenband »Handbuch« ist heute eine gesuchte Rarität.

Wieder haben wir es an dieser ­Stelle versäumt, dem vielseitigen Sänger Klaus-Dieter Henkler im Januar zum Geburtstag zu gratulieren. Der aus der Altmark stammende Künstler hat sich auch als Liederautor bewiesen, aber vor allem ist er mit dem Gesangsduo Hauff & Henkler für Schlager, Folklore und gute Stimmung bekannt. Monika Hauff und er trafen sich 1968 und blieben über Jahrzehnte gemeinsam aktiv. Nachdem er inzwischen 80 wurde, muss man sich schon ranhalten, um die beiden noch mal auf einer Bühne zu erwischen. Am 17. April zieht Hauff nach, das Licht der Welt erblickte sie 1944 in Wernigerode, wo sie im DDR-weit bekannten Rundfunk-Jugendchor erste Meriten erwarb. Als Sängerin mehrerer Thüringer Bands errang sie internationale Preise, ehe sie mit Henkler durchstartete. Das Duo war nicht nur beim DDR-Publikum beliebt, sondern trat seit den 70er Jahren auch immer wieder bei ARD und ZDF auf. Es wäre schön, wenn die beiden das noch mal tun könnten.

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