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Aus: Ausgabe vom 10.04.2024, Seite 16 / Sport

Das Ende der großen Schlachten

Von André Dahlmeyer
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Im fünften Anlauf: Der Athletic Club feiert den Siegtreffer (Sevilla, 7.4.2024)

Einen wunderschönen guten Morgen! Kein Ronaldo mehr, kein Messi, kein Bale, kein Benzema, kein Xavi, kein Iniesta, kein Busquets, kein Marcelo, aber Fußball wird in Spanien noch immer gespielt: Gerade die 121. Copa del Rey. Fast kam es wie vor vier Jahren zu einem rein baskischen Finale, doch dann unterlag die Real Sociedad aus San Sebastián überraschend in den Halbfinals gegen den RCD Mallorca, während Athletic Bilbao mit Trainer Ernesto Valverde (Ex-Barça) Atlético Madrid mit einem 4:0 eliminierte. In den Viertelfinals hatte Mallorca in Unterzahl den übermächtigen FC ­Girona ausgeschaltet, Bilbao besiegte den FC Barcelona nach Verlängerung klar. Beide standen verdient im Finale, das seit 2019 in Sevilla ausgetragen wird und seit 2020 im dortigen Olympiastadion. Bilbao kickt traditionell nur mit Basken, für den Gegner lief als Rechtsverteidiger der uruguayische Nationalspieler Giovanni González auf, später wechselte Trainer Javier Aguirre in der Abwehr auch noch Pablo Maffeo ein, der Ende letzten Jahres erstmals von Lionel Scaloni in die argentinische Nationalmannschaft berufen wurde. Der kosovarische Nationalstürmer Vedat Muriqi spielte mit schickem Turban.

Mallorca begann stärker, spielte zahlreiche Torchancen heraus und ging nach 20 Minuten durch Dani Rodríguez verdient in Führung. Kurz nach dem Wechsel gelang Oihan Sancet nach klasse Vorlage des quirligen Nico Williams der Ausgleich. In der Folge spielten beide Elfen auf Augenhöhe, in der Verlängerung ging es noch mal wild hin und her, doch am Ende musste das Finale vom Punkt entschieden werden. Der 23jährige Ersatztorhüter Julen Agirrezabala wurde für Bilbao zum Held des Abends und wehrte einen schwachen Tritt des eingewechselten Manuel Morlanes ab. Als der Serbe Nemanja Radonjić seinen Penal für Mallorca in die Wolken donnerte, war eine Vorentscheidung gefallen. 40.000 mitgereiste Basken konnten ihr Glück nicht fassen. 40 Jahre hatten sie auf ihren 24. Copa-del-Rey-Titel gewartet, sechsmal hatten sie seitdem Finals verloren (viermal gegen das Barça von Leo Messi). Mit dem Erfolg hat sich Bilbao für die Europa League qualifiziert und beide Finalisten für die Supercopa Spaniens, die aus monetären Gründen im Januar in Saudi-Arabien ausgetragen wird.

Athletic Bilbao ist eine Institution im spanischen Fußball. Man ist der viertälteste Klub und neben Real Madrid und Barça der einzige Verein, der nie abgestiegen ist. Doch das Jahr 1984 brachte einen Einschnitt: Unter den Fittichen von Javier Clemente wurden die Basken zum letzten Mal Meister, gewannen Pokal und Supercopa. Das Copa-del-Rey-Finale 1984 gegen das Barça von Bernd Schuster und Diego Maradona (Trainer: ­César Luis Menotti) vor 100.000 Zuschauern im Santiago Bernabéu ging als »Schlacht des Bernabéu« in die Geschichte ein. Beide Teams spielten ultrabrutal. Bernd Schuster warf eine Glasflasche zurück ins Publikum. Im letzten Aufeinandertreffen beider Teams hatte Andoni Goikoetxea Barças Zehner Diego Maradona schwer verletzt (und wurde für 18 Spiele gesperrt). Am Ende des Copa-Finals kam es zu besagter Schlacht Mann gegen Mann, bei der vor allem Maradona und Schuster mit Karateeinlagen glänzten. Mehrere Kicker mussten auf der Bahre vom Platz getragen werden. Diego hatte Auswechselspieler Miguel Ángel Sola mit voller Wucht sein Knie ins Gesicht gerammt und wurde dafür drei Monate gesperrt. Absitzen musste »Pelusa« die Strafe wegen seines Wechsels zu Napoli freilich nicht.

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