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Aus: Ausgabe vom 08.04.2024, Seite 14 / Leserbriefe

Aus Leserbriefen an die Redaktion

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Kein Aufschrei?

Zu jW vom 3.4.: »Gaza: Hilfsteam wurde ­gezielt getötet«

Die Forderung eines sofortigen Stopps von Waffenlieferungen an Israel wäre das Mindeste, was man nach dem mörderischen Anschlag auf das Hilfsteam der Organisation World Central Kitchen (WCK) von der Bundesregierung oder zumindest von der Friedensbewegung erwarten müsste. Die halbherzigen »Entschuldigungen« seitens der israelischen Regierung sind verlogen und angesichts des gezielten Anschlags unangebracht. Nicht nur Menschenleben sind zu beklagen, es handelt sich um eine schwere Verletzung des Kriegsrechts und der allgemeinen Menschenrechte, denn der Konvoi war deutlich als Hilfsorganisation gekennzeichnet. Dass das Hilfsteam gezielt getötet wurde, beweist einmal mehr, dass die israelische Regierung den Hungertod der palästinensischen Bevölkerung in Gaza nicht nur billigend in Kauf nimmt, sondern ihn noch befördert. Das bedeutet Völkermord!

Nicht nur die Verurteilung dessen, was in Gaza geschieht, ist notwendig, sondern die Forderung eines sofortigen Stopps militärischer Unterstützung der gegenwärtigen Regierung Israels, die solche Verletzung humanitären Völkerrechts zulässt. Wo ist der lang erwartete Aufschrei der Friedensbewegung in ganz Europa?

Eva Ruppert, Bad Homburg

Gegrillt von der Mikrowelle

Zu jW vom 2.4.: »Aluhut des Tages: Der ­Spiegel«

Der Leser Hannes Baum moniert zu einem Krimi die dortige Verwechslung von Schall- und Mikrowellen bezüglich des »Havanna-Syndroms«.

Nach Havanna kamen Nachrichten solcher Art zuerst aus Kanada und China. Man unterstellte einen Infraschalleinsatz. Ergebnisse diverser Untersuchungen favorisierten aber verdeckte Mikrowellenstrahler. Infraschallnebeneffekte wurden angeblich nie erwähnt.

Technisch ist das »Havanna-Syndrom« mit Mikrowelle viel einfacher und vor allem unauffälliger auszulösen. Ich kenne das z. B. von wohl aufgemotzten Radarpistolen in kurzer Distanz, andere berichteten vom Kirremachen störgeiler Nachbarcamper. Die – auch tödliche – Herrichtung einer handelsüblichen Mikrowelle ist wenig aufwendig.

Hans-Jürgen Thiele, per E-Mail

Drangsalierung

Zu jW vom 27.3.: »BRD bleibt auf Armutskurs«

Leider erwähnt der Paritätische nur unter ferner liefen, dass für die Verarmung auch die Jobcenter selbst zuständig sind. Schon zu geringe Regelsätze werden mit Trickserei gemindert, Heizkostennachzahlungen verschleppt oder gekürzt, vielen Bürgergeldempfängern wird noch dieses Jahr eine Stromsperre drohen. Schon der volle Regelsatz deckt die durchschnittlichen Stromkosten nur zu etwa zwei Drittel ab, wer dann noch Kürzungen bekommt, sitzt schnell im Dunkeln. Der Anfang einer Verschuldungsspirale, denn auch für die Sperr- und Entsperrkosten (je nach Stadt können die bis zu 400 Euro betragen) kommt natürlich kein Jobcenter auf, am Ende droht der Verlust der Wohnung, spätestens wenn der Zähler abmontiert wird. Nicht »nur« die gesellschaftlichen Kosten dieses Irrsinns sind höher als den Regelsatz moderat zu erhöhen, sondern die meisten Menschen sind schon psychisch nach ein bis zwei Jahren Jobcenter-Drangsalierung so am Boden, dass sie gar nicht mehr für den Arbeitsmarkt zu gebrauchen sind. Statt dessen jetzt das Gejammer über die »Arbeiterlosigkeit«. Hätte man die Menschen im Hartz-System besser behandelt, wäre die Lage eine andere. Dies ist alles seit Jahren bekannt, es ändert sich … nichts, statt dessen werden noch mehr Sanktionen gefordert. Vom BSW war gestern davon gar nichts zu hören, statt dessen sorgt man sich um die Reputation der Polizei.

Christian König, Bremen

Doppelt ausgebeutet

Zu jW vom 2.4.: »Neokoloniale ­Gesundheitskrise«

(…) Gerade die Auseinandersetzung in Berlin hat gezeigt, dass ausländische Krankenschwestern Klassenbewusstsein in den Bereich hereingetragen haben. Wobei für die BRD zu einem nicht unmaßgeblichem Teil Kolleginnen aus arabischen Ländern, dem Balkan und Osteuropa eine Rolle spielen. Dabei auch zu beachten, dass diese hier oftmals mit einer doppelten Ausbeutung und Rassismus konfrontiert sind. Die Forderung nach Kompensation für die Ausbildungsbetriebe wird von uns schon seit längerem erhoben, wobei es unwahrscheinlich ist, dass bei Ausbildungskosten von etwa 60.000 Euro dies jemals hier umgesetzt werden wird. Genau so funktioniert Imperialismus.

Gabriel Toledo, Berlin

Drängendere Themen

Zu jW vom 28.3.: »Aufarbeitung im ­Wahlkampf«

»Coronapolitik aufarbeiten!« Skatbrüder kennen das, nennen es »Nachkarten«, und es bedeutet Streit. Es gibt kaum jemand, der die Coronamaßnahmen für völlig falsch hält. Die statistische »Übersterblichkeit« und das Wissen um die Menschen, die heute noch unter »Long-Covid«-Erkrankungen leiden, lassen sich nicht durch Enquetekommissionen glattbügeln. Den Schaden für Kinder und Jugendlichen durch Ausfall von Bildungsmöglichkeiten haben sämtliche Parteien, die die miserablen Einrichtungen und nicht nur die unzureichende digitale Ausstattung der Schulen seit Jahren geduldet haben, zu verantworten. Verantwortung tragen auch die Firmen mit ihren Wissenschaftlern, die mit großmäuligen Versprechen bezüglich der Wirksamkeit ihres Serums hohe Profite eingestrichen haben. Die Firma Biontech mit ihrem US-Partner Pfizer sticht hier hervor. Es war hier niemals ein Thema, dass auch Geimpfte nach wie vor ansteckend sind. Insgesamt waren die Coronamaßnahmen zu wenig zielgerichtet und zu lange terminiert. Heute wissen wir das. Frau Wagenknecht, Postergirl der Partei BSW, widerspreche ich, wenn sie das als größte Grundrechtseinschränkungen in der Geschichte der Bundesrepublik bezeichnet. Schließlich hatten wir 1966 die mit der SPD beschlossene Notstandsgesetzgebung. Ihr Ehemann müsste das wissen. Im übrigen gibt es heute drängendere Themen als Corona vor drei, vier Jahren: Krieg oder Frieden!

Paul Vesper, Aachen

Zu geringe Regelsätze werden mit ­Trickserei gemindert, Heizkostennach­zahlungen verschleppt oder gekürzt, vielen Bürgergeldempfängern wird noch dieses Jahr eine Stromsperre drohen.

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