4. Mai, Diskussion zu Grundrechten
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Aus: Ausgabe vom 08.04.2024, Seite 9 / Kapital & Arbeit
USB und CISL streiken zusammen

Streik der Hafenarbeiter legt Verkehr lahm

Italien: Landesweite Unterstützung für Demonstration in Genua. Arbeiter fordern höhere Löhne
Von Gerhard Feldbauer
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Ausgangspunkt kämpferischer Auseinandersetzungen (Genua, 18.2.2024)

Ein Streik der Beschäftigten in den italienischen Häfen hat am Freitag den Verkehr lahmgelegt. »Die Streikbeteiligung erreichte Spitzenwerte von 97 Prozent«, erklärten die Organisatoren. In Genua, wo mit 50 Millionen Tonnen Umschlag der größte Seehafen Italiens ist, demonstrierten Tausende, wie die Zeitung Ligurien Today berichtete. In den frühen Morgenstunden gaben die Arbeiter vor dem Tor der Ponte Etiopia (Äthiopien-Brücke) den Auftakt und begaben sich mit Rauchbomben und Fahnen zum Palazzo San Giorgio, dem Sitz der Hafenbehörde des westlichen Ligurischen Meeres. Unterstützt wurden die Beschäftigten aus Genua von Kollegen der anderen nationalen Häfen wie z. B. Neapel, Salerno oder Ravenna. Alle Hafentore der ligurischen Hauptstadt wurden während der gesamten Dauer des Ausstands besetzt und der Verkehr entlang der Küste blockiert. Leuchtreklamen entlang der Autobahnen informierten über die Blockaden. Gegen die streikenden Hafenarbeiter wurde ein verstärktes Polizeiaufgebot mobilisiert.

Das durchschnittliche Gehalt eines Hafenarbeiters in Italien liegt bei rund 21.000 Euro brutto pro Jahr. Die Streikenden fordern deshalb eine Erhöhung von mindestens 300 Euro im Grundgehalt. Außerdem verlangen sie mehr Sicherheit am Arbeitsplatz. Der Kommissar der Hafenbehörde, Paolo Piacenza, empfing eine Abordnung der Streikenden und sagte eine Weiterleitung ihrer Forderungen zu. »Aber das reicht uns nicht mehr«, erklärten die Vertreter der Arbeiter im Anschluss und kündigten an, den Kampf fortzusetzen.

Es war seit Jahresbeginn der zweite Ausstand, zu dem die Basisgewerkschaft Unione sindacale di Base (USB) Mare e Porti aufrief. Zuletzt hatte sie am 27. Februar landesweit die Arbeit niedergelegt. Diesmal wurde sie auch von Branchengewerkschaften der großen Dachverbände unterstützt. »In der Stadt, die den wichtigsten Hafen Italiens beherbergt, demonstrieren wir den Arbeitgeberverbänden unsere Entschlossenheit«, die Forderungen der Hafenarbeiter durchzusetzen, erklärten Enrico Poggi, Generalsekretär von FILT CGIL Genova, Mauro Scognamillo, Generalsekretär von FIT CISL Liguria, und Roberto Gulli, Generalsekretär von Uiltrasporti Liguria, in einer gemeinsamen Stellungnahme. Sie betonten, es gehe darum, »menschenwürdige Arbeitsbedingungen« durchzusetzen. »Die Hafenarbeiter tragen jeden Tag dazu bei, dieses Land wettbewerbsfähig und attraktiv zu machen«, deshalb rufen sie die gesamte Bevölkerung auf, ihren Kampf zu unterstützen.

An der Demonstration vor der Hafenbehörde in Genua nahm auch die stellvertretende Fraktionsvorsitzende und Mitglied der Verkehrskommission der Abgeordnetenkammer, Valentina Ghio, vom sozialdemokratischen Partito Democratico (PD) teil. Der PD werde im Parlament weiter dafür kämpfen, dass die Regierung die Forderungen der Arbeiter akzeptiert, die seit Monaten dafür kämpfen, so Ghio. Sie erinnerte daran, dass ihre Partei im Parlament ein Gesetz eingebracht hat, die Hafenarbeit als »besonders anstrengend« einzustufen, das von der Regierungsmehrheit seit Monaten blockiert wird.

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