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Aus: Ausgabe vom 06.04.2024, Seite 6 / Ausland
Belutschistan

Separatistenangriff im Iran

Teheran zieht Verbindung zu Israels Attacke auf Konsulat in Damaskus: Belastbare Hinweise fehlen
Von Knut Mellenthin
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Gibt es einen Zusammenhang? Kurz vor den Kämpfen im Iran wurde das Konsulat der Islamischen Republik in Damaskus von Israel zerstört (1.4.2024)

Bei Kämpfen in der südostiranischen Provinz Sistan und Belutschistan sind am Donnerstag in den frühen Morgenstunden nach Angaben der Islamischen Revolutionsgarden (IRGC) 18 Mitglieder der Separatistenorganisation Dschaisch Al-Adl getötet. Die Einsatzkräfte hätten zehn Mann verloren, mindestens 15 andere seien verletzt worden.

Irans stellvertretender Innenminister Madschid Mirahmadi erklärte gegenüber dem staatlichen Rundfunksender IRIB, dass die Einsatzkräfte das Ziel der »Terroristen und bewaffneten Banditen« vereitelt hätten, die Hauptquartiere der Revolutionsgarden in den Städten Tschabahar und Rask zu erobern. Insgesamt seien fünf Ziele gleichzeitig angegriffen worden. Unter den Angreifern seien keine Iraner gewesen. Zwei weitere Ausländer, die die feindliche Operation in Tschabahar von außen unterstützt hätten, seien verhaftet worden.

Einer Presseerklärung der IRGC zufolge seien bei den Kämpfen alle beteiligten »Terroristen und bewaffneten Banditen« getötet worden, »Sicherheit und Frieden« in der Region seien »vollständig wiederhergestellt« worden. Falls das stimmen würde – und nicht etwa eine erhebliche Zahl von Angreifern entkam –, würde sich ergeben, dass an den fünf einzelnen Operationen jeweils höchstens vier Personen beteiligt waren.

Die Region Belutschistan liegt auf den Staatsgebieten des Irans, Pakistans und Afghanistans. Ungefähr sieben Millionen Belutschen leben in Pakistan, zwei Millionen im Iran und 500.000 bis 600.000 in den südlichen Provinzen Afghanistans. Mehrere bewaffnete Organisationen, die grenzüberschreitend operieren, fordern Unabhängigkeit oder Autonomie, sind aber zumeist auch im Schmuggel, vor allem mit Drogen, engagiert. Diese verschiedenen Tätigkeiten sind kaum voneinander zu trennen. Die regelmäßigen Verluste unter den an der Grenze eingesetzten iranischen Einsatzkräften sind hoch.

Im Dezember hatte Dschaisch Al-Adl einen Angriff auf eine Polizeistation in der Provinz Sistan und Belutschistan für sich in Anspruch genommen, bei dem elf Polizisten getötet wurden. Als Reaktion hatten die Revolutionsgarden zwei angebliche Stützpunkte der Organisation auf pakistanischem Boden mit Raketen beschossen. Das löste, obwohl die Beziehungen zwischen beiden Staaten überwiegend gut sind, eine diplomatische Krise aus, weil Pakistans Regierung im iranischen Vorgehen einen schwerwiegenden Übergriff gegen die Souveränität ihres Landes sah. Im Gegenzug griff die pakistanische Luftwaffe angebliche Terroristen an, die vom Iran aus operierten. Die iranische Regierung beschwert sich schon seit mehreren Jahren, dass Pakistan trotz detaillierter Hinweise und dringender Aufforderungen nicht gegen die Stützpunkte der 2012 gegründeten Dschaisch Al-Adl auf seinem Territorium vorgehe.

Den koordinierten Angriffen der Organisation am Donnerstag war am Montag ein israelischer Luftschlag gegen ein Konsulatsgebäude auf dem Gelände der iranischen Botschaft in der syrischen Hauptstadt Damaskus vorausgegangen, bei dem sieben Mitglieder der Revolutionsgarden, darunter ein Regionalkommandeur und sein Stellvertreter, getötet wurden. Die IRGC und iranische Medien unterstellten einen mehr als nur zufälligen »verdächtigen« Zusammenhang. Die staatliche Nachrichtenagentur IRNA behauptete, die Abhängigkeit der Dschaisch Al-Adl vom »berüchtigten zionistischen Regime« sei klar. Fakten, die auf eine Verbindung Israels zu den Angriffen am Donnerstag hindeuten könnten, wurden aber von den IRGC nicht geliefert.

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