4. Mai, Diskussion zu Grundrechten
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Aus: Ausgabe vom 05.04.2024, Seite 16 / Sport
Schach

Carlsen zum Rapport

Hochklassiges Schnellschach: Chess Classic in Karlsruhe
Von Sören Bär
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Der Kulminationspunkt: Magnus Carlsen droht mit dem Sidestep 31.De2! ein Grundreihenmatt

Die sechs zum Chess Classic-Turnier nach Karlsruhe (26. März bis 1. April) eingeladenen Spieler trafen zunächst doppelrundig aufeinander. Erstmals gab es keine klassischen Partien, sondern es wurden täglich je zwei Schnellschachbegegnungen mit einer Bedenkzeit von 45 Minuten sowie zehn Sekunden Aufschlag pro Zug ausgetragen. Der Weltranglistenerste Magnus Carlsen aus Norwegen wurde seiner Favoritenrolle gerecht und belegte mit sieben Punkten nach zehn Runden den Spitzenrang. Ihm folgte der aus Ungarn zum rumänischen Verband gewechselte Richárd Rapport mit sechs Zählern. Rapport brachte Carlsen zum Auftakt dessen einzige Niederlage bei. Dritter wurde Maxime Vachier-Lagrave (Frankreich) mit fünf Punkten. Da Vincent Keymer (BRD), Weltmeister Ding Liren (China) und der aus Lettland stammende Deutsche Daniel Fridman jeweils vier Zähler aufwiesen, wurde ihre Rangfolge im Tiebreak entschieden. Dabei sicherte sich Keymer den vierten Platz vor Liren und Fridman.

Am Ostermontag wurde das Endklassement in drei Matches bestimmt, wobei die Spieler auf den benachbarten Plätzen in jeweils zwei Partien aufeinandertrafen. In einem spannenden Finale gewann Carlsen die erste hochklassige Partie gegen Rapport nach 51 Zügen. Doch in der zweiten Partie übte Rapport von Anfang an starken Druck aus und erspielte sich eine klare Gewinnstellung. Nach zahlreichen ausgelassenen Gelegenheiten gelang es dem Favoriten allerdings, ins Remis zu entkommen und sich die Siegespalme zu sichern. Im Duell um die Bronzemedaille unterlag Keymer gegen Vachier-Lagrave nach zwei Remisen im Schnellschach im Blitz-Tiebreak 0,5:1,5, wodurch er im Endklassement auf Platz vier landete. Weltmeister Ding Liren, der seit dem Titelgewinn keine überzeugenden Leistungen mehr bietet, präsentierte sich auch in Karlsruhe seltsam uninspiriert. Am Ende erreichte er sein vor dem Turnier formuliertes Ziel, nicht Letzter zu werden, nur knapp – mit Rang fünf durch einen 1,5:0,5-Sieg gegen Daniel Fridman.

Das Open sah einen Triumph von Hans Moke Niemann (USA) mit acht Punkten aus neun Partien. Auf den Rängen zwei bis zehn plazierten sich neun Spieler mit 7,5 Zählern, darunter die besten Deutschen Dmitrij Kollars und Matthias Blübaum. Damit qualifizierte sich Niemann für das Chess Classic 2025. Mit sieben Punkten brillierte auch der junge Türke Yağız Kaan Erdoğmuş und erreichte seine finale Großmeisternorm. Mit zwölf Jahren, neun Monaten und 29 Tagen ist er der gegenwärtig jüngste Großmeister der Welt.

Magnus Carlsen – Richard Rapport

Grenke Chess Classic, 6. Runde, Karlsruhe, 28. März 2024, Modernes Benoni

1.d4 Sf6 2.c4 e6 3.Sf3 c5 4.d5 d6 5.Sc3 exd5 6.cxd5 g6 (Modernes Benoni wurde vom früheren Weltmeister Michail Tal Ende der 50er Jahre popularisiert. Ben-Oni ist ein hebräischer Name, der »Sohn der Sorge/des Leides« bedeutet. Schwarz leidet unter seiner unsoliden Bauernstruktur, für die er aber oft taktische Gegenchancen erhält.) 7.h3 Lg7 8.e4 O-O 9.Le3!? (9.Ld3 ist die Hauptfortsetzung.) 9…Te8 (Beim Zonenturnier in Dresden 1998 gewann der Benoni-Spezialist Lew Psachis gegen Rustem Dautow mit 9…De7!? Nach 10.Sd2 Sxe4 11.Sdxe4 f5 12.Sxd6 Dxd6 unterstützte der schwarze Königsturm den Vormarsch des f-Bauern.) 10.Sd2 a6 11.a4 Sxe4! 12.Scxe4 f5 (Die Pointe: Schwarz gewinnt die Figur zurück und hat den Zentralbauern e4 eliminiert.) 13.Le2! (Am genauesten, denn 13.Sc3? wird mit 13…f4! beantwortet, wonach Schwarz klar besser steht. Nach hingegen 13.Sxd6 Dxd6 14.Sc4 Df6! kann Weiß 15…f4 nicht mehr verhindern.) 13…fxe4 14.Sc4 a5 15.Lf4 Lf8 16.Ta3! (Dieses frappierende Turmmanöver wird auch von der Computer-Engine präferiert.) 16…Sa6! 17.O-O Sb4 18.Dd2 b6! (Rapport findet ebenfalls die stärksten Fortsetzungen.) 19.Tg3! (In diesem Schwenk zum Königsflügel gipfelt Carlsens Idee. Er will mit 20.h4 zum Königsangriff blasen!) 19…Ta7! (Der Turm wird zur Verteidigung des Monarchen benötigt.) 20.h4 Tf7 21.Lg5 Le7 22.Lxe7 Dxe7 23.h5 (Auf die zweischneidige Sequenz 23.Sxb6 Dxh4 24.Sxc8 e3! 25.Txe3 Txc8 verspürte Carlsen wenig Lust.) 23…Lf5 (23…Tg7) 24.Lg4 Lxg4 25.Txg4 Tg7? (Dieser einzige Fehler Rapports ist folgenschwer. Statt dessen konnte sich Schwarz mit 25…Tf6 26.Te1 Df7 27.hxg6 hxg6 28.Dh6 Tf8 29.Texe4 Sxd5 verteidigen.) 26.Te1! gxh5 27.Tgxe4 Dxe4 28.Txe4 Txe4 29.Sxd6 Te5 30.f4 Txd5 (Materiell steht Schwarz mit zwei Türmen für die Dame gut da, und nun scheint Weiß auch noch den Springer d6 zu verlieren, aber…) 31.De2! +- (Mit diesem Sidestep droht Carlsen entscheidend 32.De8#.) 31…h6 (Der einverleibte Springer bliebe Rapport nach 31…Txd6?? 32.De8# im Halse stecken…) 32.De6+ (Auf 32…Kh7 folgt 33.Sf5!, und Schwarz muss mit 33…Txf5 34.Dxf5 den Turm gegen den Springer geben, denn 33…Tg6 34.Df7+ Kh8 35.Dxg6 mit Turmverlust wäre noch schlimmer.) 1:0.

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